LEHRAUSGANG MAUTHAUSEN
Exkursion nach Mauthausen des International Semesters
06 12 2018
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„Mach er mir tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer darauß!" – So lautete 1752 der Auftrag, den Kaiserin Maria Theresia dem ersten Kommandanten der Akademie, Feldmarschall Graf Daun, erteilte. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Herausbildung einer verantwortungsbewussten Führungspersönlichkeit ist es, das Geschichtsbewusstsein aller an der Theresianischen Militärakademie befindlichen OffiziersanwärterInnen und StudentInnen zu schärfen. Denn man kann nur dann die Gegenwart mitgestalten und die Zukunft positiv verändern, wenn man die Vergangenheit verstanden hat. Daher hat das Internationale Semester am 6. Dezember 2018 im Rahmen der Kultur- und Sprachausbildung Deutsch mit der Lehrveranstaltungsleiterin Mag. Roswitha Geyss eine Exkursion in das KZ Mauthausen unternommen.
Die Gruppe, bestehend aus OffiziersanwärterInnen und zivilen Studierenden aus acht verschiedenen Partnernationen (Tschechien, Ungarn, Italien, Litauen, Mazedonien, Polen, Rumänien sowie USA/Westpoint), zeigte sich schon beim Eintreffen am KZ überaus betroffen, denn die dicken Steinmauern und Wachtürme schaffen eine beklemmende Atmosphäre. Aufgeteilt in zwei Gruppen führten uns unsere Vermittler, Herr Klemens Knopp und Herr Martin Kagerer, durch jenen Ort, wo so viele Menschen leiden mussten und getötet wurden. Besondere Bestürzung rief die Tatsache hervor, dass einige Bauernhäuser so nahe beim Steinbruch liegen, dass die Gräueltaten der Nazis täglich direkt mitangesehen werden konnten, wenn schwache Gefangene unter ihrer Last zusammenbrachen und eiskalt von der Todestreppe als „Fallschirmspringer" in den Tod gestoßen wurden. Fragen zur aktiven Mittäterschaft, Mitläuferschaft, aber auch zum Widerstand kamen auf. Die beiden Westpoint-Kadetten Ethan Blum und Jason Brodeur hatten im Vorfeld im fortgeschrittenen Deutschunterricht den Film „Hasenjagd" gesehen und erinnerten sich vor Ort an den Mut der Familie Hackl, die zwei geflohene russische Kriegsgefangene während der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd" bei sich vor den Verfolgern versteckte. Dass inmitten all diesem Grauen sonntägliche Fußballspiele der SS gegen verschiedene österreichische Mannschaften auf dem KZ-Sportplatz stattfanden, zu denen viele örtliche Fans gerne kamen, machte alle TeilnehmerInnen sprachlos.
Der entsetzlichste Moment, der sich allen ins Gedächtnis brannte, war die Besichtigung des Todestrakts.
Officer Cadet Jason BRODEUR, Westpoint Military Academy (USA), berichtet dazu:
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„Mauthausen war für mich eine unheimliche Erfahrung. Auf den ersten Blick schien es, als sei Mauthausen für die Öffentlichkeit gesperrt – das Gelände war von massiven Steinmauern umgeben. Bei der Besichtigung wurde uns von den schrecklichen Ereignissen im Lager erzählt. Gefangene mussten stundenlang in der Eiseskälte draußen stehen, sich ein Zimmer mit über hundert Mitbewohnern teilen oder sich mit harten Arbeiten zu Tode quälen. Der erschreckendste Teil der Tour war der Steinbruch. Der Steinbruch war öffentlich zugängig. Jeder konnte sehen, was im Arbeitslager geschah, und es gab sogar Häuser, von denen man aus den Fenstern in das Lager sehen konnte. Es gab jedoch nur wenige Menschen, die etwas über die Gräueltaten des Lagers erzählten. Die Leute befürworteten diese Taten, wollten sie jedoch nicht sehen. Es ist erschreckend zu wissen, dass Menschen in der Lage sind, anderen gegenüber so grausam zu sein. Eine weitere mächtige Szene befand sich in einem der Keller des Lagers, wo über 90.000 Namen auf Stein eingeschrieben sind, um an sie zu erinnern. Der Raum ist schwach beleuchtet, und das einzige Licht ist das, das aus den in den schwarzen Stein gemeißelten Namen hervortritt. Von diesen Toten wurden weniger als 10 Prozent durch Gas getötet. Dies bedeutet, dass über 90 Prozent durch grausame Methoden oder harte Arbeit getötet wurden. Die schiere Größe dieses Raums und die Menge der Namen ließen mich außer Atem."
Am Ende steht der Wunsch aller zukünftigen Offizierinnen und Offiziere und der zivilen Studierenden, dass so etwas nie mehr wieder geschehen möge!
[inhalt: R. Geyss, Foto(s): Geyss/TherMilAk]