FRAUEN IM EINSATZ – FRANCESCA SCANAGATTA BIS KAROLINE RESCH


Vortragsabend der Absolventenvereinigung


22 11 2018

Am 22. November 2018 fand der 31. Vortragsabend der Absolventenvereinigung „Alt-Neustadt" mit Buchpräsentation statt. Der Titel der Veranstaltung war „Frauen im Einsatz – Francesca Scanagatta bis Karoline Resch" und bestand aus zwei Teilen.

Francesca Scanagatta

Der erste Teil war die Buchpräsentation und Lesung des Werkes „Francesca Scanagatta" von und durch Susanne Maria Dobesch-Giese. Die Autorin ist promovierte Juristin und Präsidentin des Niederösterreichischen P.E.N.Clubs. Sie lebt und arbeitet in Bad Sauerbrunn im Burgenland und ist schriftstellerisch tätig.


Die thematische Einleitung zur Lesung erfolgte durch Brigadier iR Mag. Manfred Gänsdorfer im gefüllten Maria Theresien Rittersaal. In seiner Laudatio stellte er zunächst den Bezug zum 18. Jahrhundert her in dem Scanagatta lebte und wirkte. Die Monarchie wurde durch Maria Theresia geführt und hatte aufgrund der Erbfolgekriege große außenpolitische Herausforderungen zu meistern. Eine Konsequenz dieser militärischen Auseinandersetzungen war die Gründung der Theresianischen Militärakademie zur Ausbildung militärischer Führungskräfte für das größer werdende Heer.

Francesca Scanagatta absolvierte an Stelle ihres Bruders von 1794 bis 1797 unerkannt die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt. Nach ihrer Beförderung zum Leutnant gab Scanagatta 1801 ihre militärische Laufbahn auf, ohne dass ihr Geschlecht erkannt wurde.

Die neu geschaffene Offiziersausbildung an der Militärakademie hat, auf die nicht entsprechend des damaligen Rollenbildes für Frauen erzogene und aufwachsende Francesca, offensichtlich fasziniert, angezogen und zu diesem Rollentausch mit ihrem Bruder geführt.


„Wahrhaft entschlossener Seelenstärke ist nichts unmöglich!" war wohl das Lebensmotto einer Frau, die sich über geschlechtsspezifische Rollenbilder hinwegsetzte und der, eingeschränkt mit den Behinderungen der Zeit, mit ihrer List und Glück Selbstverwirklichung gelang.
Die Autorin betont die Rolle des Vaters, der – selbst zunächst hinter das Licht geführt – stets seine Tochter unterstützt hat. Bis hin, seine guten Kontakte nutzend, um ihre Beurlaubung anzusuchen. Senatore Scanagatta hat als honoriger Mann das Risiko eines Skandals in Kauf genommen, weil ihm das Glück seiner Tochter wichtiger war, als Eigeninteresse oder das Ansehen der Familie.
Am Ende forderte sie die Frauen auf, mit entschlossenem Willen und Intelligenz auch in „männlichen" Berufen Erfüllung zu finden. Dazu könnte Francesca Scanagatta als Beispiel dienen.

Frauen im Auslandseinsatz

Eine dem Beispiel Scanagattas folgende ist Oberstleutnant des Generalstabsdienstes Dr. Karoline Resch, PhD, welche bereits die Ausbildung an der Theresianische Militärakademie sowie zur Generalstabsoffizierin absolviert hat.
 

Die promovierte Historikerin berichtete über Frauen im Auslandseinsatz. Die Grundlagen für ihre Ausführungen sammelte Resch im Rahmen ihres vorangegangenen Einsatzes im Kosovo. Sie wirkte dort im Stab eines multinationalen Verbandes von KFOR, welcher sich aus italienischen, slowenischen, moldawischen und österreichischen Soldatinnen und Soldaten zusammensetzte.
Die Historikerin versah ihre leidenschaftlich zusammengetragenen Fakten zu Wehrsystem, Frauenanteil und Funktionen von Frauen in Streitkräften bzw. KFOR mit Anekdoten zu diesbezüglichen Erfahrungen mit und auch von Männern im Einsatzraum.
In den letzten 20 Jahren sind 32 Offizierinnen an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt ausgemustert. Daher sind heute „Frauen im Einsatz eine Selbstverständlichkeit und dennoch sind Frauen in den Streitkräften leider immer noch ein Thema" meint Resch.
Die Erbinnen Francesca Scanagattas sind notwendig, um die sich verändernde Gesellschaft fit für die Anforderungen der Zukunft zu machen. "Im Einsatz wird von Frauen Leistung erwartet und verlangt und die Frauen erfüllen diese Anforderungen" meint die Offizierin.
Es ist daher als gemeinsames Ziel anzusehen, innere und äußere Barrieren abzubauen, um den Zugang von Frauen zum Wohle der Republik Österreich zu fördern.

Anschließend wurden Fragen an die Vortragenden im gemütlichen Ambiente des Clubraumes beantwortet und diskutiert.

Unter den zahlreich erschienenen Gästen konnte der Präsident der Zweigstelle der Absolventenvereinigung, Generalmajor Mag. Karl Pronhagl, unter anderem folgende Persönlichkeiten begrüßen:

  • Kulturstadtrat Franz Piribauer, MSc
  • Bgm LAbg. Gerhard Hutter
  • Helmuth Niederle, Präs. Österr. P.E.N. Club
  • Generalmajor a.D. Achim Lidsba (Bundeswehr) mit Angelika Troger
  • Mag. Eveline Klein, Gruppenleitung Magistrat Wiener Neustadt Kunst und Kultur
  • Generalmajor iR Mag. Alfred Plienegger
  • Generalmajor iR Mag. Norbert Sinn

 

 

 

 

[Inhalt: Mag. (FH) Michael Moser, Oberstleutnant, Foto(s): 2,7 © Serge Claus/ÖBH, restlichen Bilder © Gerhard Seeger/ÖBH]