SPRACHAUSBILDUNG


Sprachliche Aufrüstung in Arabisch


03 09 2015

Prolog: Sprachkompetenz – eine conditio sine qua non


Dass eine erfolgreiche, d.h. effektive und effiziente Führung Sprachkompetenz voraussetzt, liegt darin begründet, dass ohne Sprache nichts gedacht oder erfasst werden kann, frei nach dem Philosophen Ludwig Wittgenstein, für den die Grenzen seiner Sprache die Grenzen seiner Welt bedeuteten.


Das von multinationalen Einsätzen geprägte Berufsfeld des Offiziers bedingt gediegene Sprachkenntnisse in Englisch zur Sicherstellung der sprachlichen Interoperabilität. Darüber hinaus bedarf es auch einer Basiskompetenz in einer Zweitsprache als Vorrausetzung für interkulturelle Kompetenz in einer zunehmend globalisierten Welt.


Die für die Sprachausbildung an der Theresianischen Militärakademie (TherMilAk) Verantwortlichen versuchen daher seit Bestehen derselben, den Kadetten bzw. den Studierenden das sprachliche Rüstzeug nach individueller Disposition anzupassen und sie somit quasi kampfwertzusteigern. (He who speaks two languages, is twice a man!).

Pilotprojekt: Arabisch

Dazu wurde ab dem Sommersemester 2012 zusätzlich zu Military English nach dem Theresianischen Führungsmodell, das sich stark auf interkulturelle Kompetenz abstützt, auch Arabisch als Zweitsprache (als Wahlpflichtfach) im Ausmaß von insgesamt 165 Unterrichtseinheiten (11 ECTS) angeboten. Der Akkreditierungsantrag 2011 hatte diese Sprache schon in weiser Voraussicht explizit angeführt. Umso größer war im Studiengang die Verwunderung, dass es zu ministeriellen Querschüssen kam.

Da jedoch die Sprachausbildung in den FH-BaStg Militärische Führung integriert ist, verfügt die Studiengangsleitung über die volle Autonomie, d.h. der Leiter des Lehr- und Forschungspersonals ist der für Sprachausbildungsangelegenheiten zuständigen Gruppe Ausbildungswesen nicht weisungsgebunden.


Natürlich werden die Studierenden nach dem gültigen Anforderungskatalog Sprachwesen (AnfKat SprW) und den Durchführungsbestimmungen für die Sprachausbildung (DBSpraAusb) im Sinne des künftigen Berufsvollzugs unterrichtet. Dazu sieht das Curriculum eine sogenannte SLP (Sprachliches Leistungsprofil)-Prüfung vor, die im sechsten, sprich im letzten Semester in den vier Fertigkeiten, nämlich im Hörverstehen (HV), Mündlichen Gebrauch (MG), Leseverstehen (LV) und im Schriftlichen Gebrauch (SG), auf ein definiertes Mindestniveau zu erbringen ist.

Dieses ist für Englisch für die Qualifikationsstufe 1, das ist der Absolvent der TherMilAk, mit 2+/2+/2+/2+ nach STANAG 6001 festgelegt. Ab der Q-Stufe 2, das ist der KpKdt, StabsOffz/Baon oder der HLO/Schule, ist dann ein Profil von 3/3/3/2+ erforderlich. Für Arabisch war klar, dass die übliche Zweitsprach-Kompetenzerweiterung von einer halben Leistungsstufe angesichts des Stundenansatzes kaum zu schaffen sein würde.

Es wurde daher vermehrt auf interkulturelle als auf sprachliche Kompetenzerweiterung gesetzt. Bei den SLP-Prüfungen kommt jedenfalls dem Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) die Durchführungskompetenz im Prüfungswesen zu.

Arabisch – ein Force Multiplier mit zivilem Mehrwert

Das Erwerben, Verbessern und Erhalten von Sprachkompetenz ist ein Prozess des lebenslangen Lernens. Grundsätzlich ist bei allen Offizieren Mehrsprachigkeit zu entwickeln bzw. zu fördern. Hierbei kommt es besonders darauf an, dass einmal erworbene Sprachkenntnisse weiter gepflegt und erhalten werden, auch wenn prima vista ein unmittelbarer Nutzen dieser Kenntnisse noch nicht abschätzbar ist. Jedenfalls sind dienstlich erworbene Sprachkenntnisse in der zivilen Bildungslandschaft – auch im Sinne einer Steigerung der Lernmotivation – nicht nur formal anrechenbar, sondern können auch voll im privaten Bereich genutzt werden.

Die so erworbene Zusatzqualifizierung gereicht dem Studierenden jedenfalls zum Karrierevorteil und rechtfertigt somit den vermeintlichen oder tatsächlichen Mehraufwand. Außerdem liegt es im dienstlichen Interesse, über sprachlich möglichst gut und breit qualifizierte Humanressourcen zu verfügen. Auch wenn die Leistungsstufen des STANAG 6001 für den gesamten NATO-PfP-Raum, also für 50 Staaten, gültig sind, so lassen sich diese noch in die Leistungsstufensystematik des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) umrechnen und erweitern so zusätzlich ihre Gültigkeit.

Bis zum (vorläufigen) Ende hielten von den ursprünglich zehn Anfängern die folgenden acht Arabisch-Lernenden durch:

1.    FLICKER David
2.    KÖBERL Thomas
3.    KOGLER Mario
4.    FACHBERGER Manuel
5.    PEIRL Georg
6.    NIEDERMOSER Melanie
7.    SCHROLL Lukas
8.    SCHWARZ Florian


Ersterer verfasste untenstehenden Bericht:

"Als wir 2012 an die Theresianische Militärakademie kamen, hatten wir die Ehre und das Vergnügen, an einem neuen Projekt im Zuge der Sprachausbildung mitwirken zu dürfen. All jene die noch keine zweite lebende Fremdsprache konnten, bekamen die Chance, Arabisch zu lernen. Diese Herausforderung nahmen wir sofort sehr positiv an und nutzten dies, um nicht nur die arabische Sprache sondern auch die arabische Kultur besser kennenzulernen.

Für uns stand ein weiterer Aspekt im Vordergrund: Im Zuge der sicherheitspolitischen Entwicklungen werden Arabisch-sprachige Einsatzräume für das internationale Krisenmanagement immer wichtiger. Zusammenfassend ist zu sagen, dass wir die Chance genutzt haben, die uns die Theresianische Militärakademie geboten hat, nämlich einen Einblick in die Kultur und Sprache zu gewinnen und uns so noch besser für eine weitere Einsatzverwendung zu qualifizieren.
Hiermit bedanke ich mich im Namen aller Kursteilnehmer bei den Kommandanten und unserer Lehrerin für die großzügige Unterstützung."

(ObstdhmfD Mag. Pauschenwein Gernot, MAS)