Namenspatron - Rodakowski


Oberst Maximilian Ritter von Rodakowski

Lebenslauf

Maximilian Ritter von Rodakoesky wurde am 9. April 1825 in Lemberg als Sohn eines Advokaten geboren. Am 25. Oktober 1843 trat er als Kadett in das Ulanenregiment Kaiser Nr. 4 ein. 1848 unternahm er als Oberleutnant aus dem bedrohten Mantua heraus, vier mit Verwegenheit ausgeführte Kurierritte nach dem Hauptquartier in Verona und ermöglichte im Treffen am Curtatone mit zwei von ihm geführten Zügen Ulanen die Gefangennahme eines ganzen feindlichen Bataillons. Für diese hervorragende Leistung wurde er mit dem Militär-Verdienst- kreuz ausgezeichnet. 1857 quittierte Rodakowski als 1. Rittmeister „mit Beibehalt des Charakters“ seinen Dienst, ließ sich aber schon 1858 beim Ulanenregiment Erzherzog Ferdinand Max (Nr. 8) wieder aktivieren um 1859 zum Major und Kommandant des westgalizischen Schützenbataillons zu avancieren. Nach dessen Auflösung wurde er in das Ulanenregiment Erzherzog Karl Lubwig (Nr. 7) eingeteilt. 1862 zum Oberstleutnant, 1866 zum Oberst und Kommandanten des Ulanenregimentes Trani (Nr. 13) befördert, führte er mit diesem die historische Attacke vor Villafranca in der Schlacht von Custoza durch. 1871 wurde er Brigadier, 1873 Generalmajor, 1878 erbat Maximilian Ritter von Rodakowski seine Pensionierung. Am 12. Dezember 1900 verstarb er in Graz.


Die Attacke von Villafranca

Vorgeschichte

Schon in den ersten Märztagen des Jahres 1866 war es klar geworden, dass eine friedliche Regelung zwischen Österreich und Preußen wegen der beiden Provinzen Schleswig und Holstein nicht mehr möglich war. Ende März mobilisiert Preußen, und am 8. April schloss Bismarck mit Italien das Bündnis gegen Österreich. Am 26. April wird Oberst Pulz zum Kommandanten der neu formierten Reservekavalleriebrigade ernannt. Die Elite dieser Brigade ist das 13. Ulanen-Regiment, fast durchwegs Polen. Der Inhaber des Regimentes ist Ludwig Graf von Trani, Prinz beider Sizilien. Vom Anfang an sind die Trani-Ulanen etwas Besonderes. 1860 waren sie aus der 4. Division der Ulanen-Regimenter 1, 2, 8 und 10 als freiwilliges Ulanen-Regiment aufgestellt worden. Sogar die Adjustierung ist eine besondere: krapprote Tatarka mit Adlerfeder, lichtblaue Ulankas und Stiefelhosen, krapprote Aufschläge und Krägen, gelbe Knöpfe, hohe Stiefel. Unter der Tatarka tragen sie ein großes Nackentuch zum Schutz gegen Sonne und Insekten. Gekämpft wird mit der Pike, mit dem Kavalariesäbel, mit der Pistole. 16 Mann jeder Eskadron sind mit Karabiner ausgerüstet. Neun Tage vor der Schlacht bei Custoza war Oberstleutnant Rodakowski zum Obersten befördert worden. Kurz vorher hatte er das Regimentskommando über die 13er-Ulanen übernommen. Der 24. Juni 1866, ein Sonntag, der Tag der Schlacht bricht an.

Auszug aus dem Gedenkblatt zum fünfzigjährigen Regimentsjubiläum, Wien 1910:

Im Lager der Trani-Ulanen war schon seit 3 Uhr früh alles auf den Beinen. Die Pferde wurden an die Etsch hinübergeführt. Sie stürzten sich gierig in die Fluten. Mehr als eines verlor den Boden unter den Füßen und wurde samt dem Reiter vom hochgehenden Strom fortgerissen. Dann sammelten sich die Trani-Ulanen - Rodakowski an der Spitze - dann sammelten sie sich – „zum letzten mal das alte Regiment“. Der Regimentskaplan Pater Münster ritt auf seinem Schimmel vor die Front. Mit dem Kreuz in der hocherhobenen Rechten erteilte er die Generalabsolution. Die Musik spielt das Gebet: „Vater, ich rufe Dich! Brüllend umwölbt mich der Dampf der Geschütze ...“ Es war ein Augenblick der Sammlung ... für alle, bis zum einfachen Kosaken herab ... die Leute blickten starr in die Sommerpracht hinaus. Da ergriff Rodakowski - seit einigen Tagen Oberst - das Wort. Er verlas zuerst das Kriegsmanifest des Erzherzogs Albrecht und hielt dann eine zündende Rede in polnischer Sprache. Die Antwort war die, die er erwartet hatte - ein nicht endender Jubel. Die Kosaken schrien, reckten die Arme in die Höhe, warfen die Konföderatken in die Luft ... Dann ging‘s vorwärts über Sommacampagna auf Ganfardine, wo sich die Brigade Pulz mit der weiter östlich vorrückenden Brigade Bujanovics vereinigen sollte. Die österreichische Armee rückte von Verona in das Hügelland von Custoza vor und schwenkte langsam nach Süden, um dem über den Mincio herangezogenen Feind in die linke Flanke zu fallen. Der Schwenkungspunkt dieses Manövers war Sommacampagna; je mehr feindliche Kräfte gegenüber diesem Punkte festgehalten wurden, desto sicherer gelang der Flankenstoß der kaiserlichen Armee. Zwei feindliche Divisionen waren auf Villafranca vorgerückt, 30.000 Mann. Oberst Pulz sollte sie mit 1800 Reitern - mit seiner Brigade und der des Obersten Bujanovics - binden und festhalten! Eine zwar auszeichnende, aber fast unausführbar scheinende Aufgabe. Es war 7 Uhr, als die Brigaden bei Ganfardine eintrafen. Kanonendonner klang herüber, bald auch das Knattern des Kleingewehres. Zuerst von Westen und im nächsten Augenblick auch von Süden. Die ersten Patrouillen waren nördlich von Villafranca auf die Tirailleure des Prinzen Humbert gestoßen. Bald darauf sauste die erste Granate über die Köpfe hinweg. Die Leute sind einen Augenblick verdutzt, einige stecken die Pfeifen ein. Die Offiziere sehen‘s - sie zünden sich sofort eine Zigarette an - selbst der Nichtraucher muss wohl oder übel mittun. Nur jetzt nichts von der „inneren Hundsfott“ - wie Edelsheim immer sagte. Im selben Moment sprengt eine Patrouille heran: „Zwei Regimenter feindliche Reiterei von Villafranca in der Vorrückung“. Übrigens eine falsche Meldung, wie sich später herausstellte. Der Feind bestand nur aus zwei Eskadronen verschiedener Regimenter. Aber die Brigadebatterie eröffnet einige hundert Schritte südlich von Ganfardine das Feuer. Pulz lässt aufmarschieren: Trani-Ulanen an der Tete im ersten Treffen - sie haben um die Ehre der ersten Attacke gebeten, sie sollen sie haben - in Staffel rechts rückwärts die Kaiserhusaren, in Staffel links, noch weiter zurück die Brigade Bujanovics. Oberst Rodakowski hatte Pulz in der Frühe gebeten, er möge ihm, als dem älteren der beiden Regimentskommandanten, die Disposition bekannt geben. Oberst Pulz erwiderte: „Die Disposition ist, auf den Feind losgehen, wo man ihn antrifft!“ Rodakowski lässt das Regiment in entwickelter Linie aufmarschieren und spricht mit laut schallender Stimme noch einige Worte: „Kinder, mir nach - und wenn Ihr die Standarte nicht mehr findet, so sucht meinen weißen Federbusch. Zeigt, was die Trani-Ulanen können!“ Und nun ging´s vorwärts. „Galopp, marsch!“ Drei Eskadronen im ersten Treffen, die sechste in Staffel rechts! Die Trompeter schmetterten das Signal „Attacke!“ Pike und Säbel wurden in die Faust genommen. Und dann sauste das Regiment in den Wald von Maulbeerbäumen hinein. Es war ein Galopp, wie ihn noch nie ein Regiment geritten - quer durch Kukuruz, über Weinranken, Gräben, Drähte - darüber hinweg und durch - wie‘s der Augenblick ergab. Mancher hat dran glauben müssen, noch ehe er den Feind gesehen! Immer zahlreicher werden die Artilleriegeschoße, die über die Köpfe hinweg fliegen. Und man sieht nicht fünfzig Schritte in die Weite - man kann jede Sekunde vor den Mündungen von fünfhundert Gewehrläufen stehen! Aber die Leute bleiben guter Laune. Ein Witzwort über die Granaten, die unausgesetzt daherschwirren: „Schöne Vögel, das!“ Rodakowski hört‘s, sein Herz jubelt über seine Kinder. Er dreht sich halb um und ruft ihnen „Vivat!“ zu. Fünfhundert Kehlen geben den Ruf zurück. Im nächsten Augenblick schon ein betäubendes Geknatter - fast zu Füßen der Pferde - die feindlichen Tirailleure! Hopp! Hurra! - ein Sprung - und durch sind die Schwadronen … Marsch! Marsch! Hinein in die Karrees! Die plötzlich auftauchende Reiterschar hat unter den Piemontesen die ärgste Verwirrung hervorgerufen. Die Kompanien der ersten Linie bilden notdürftige Klumpen. Sie werden nieder geritten. Aber neuer Feind wächst aus der Erde. Hundert Schritte im rasendsten Tempo, da taucht wie eine Burg ein Bersaglieriviereck auf! „Vier Reihen Bajonette, vier Reihen bleiche Gesichter, große starre Augen ...“ es kracht - eine Bewegung geht durch die fliegende Reihe der Ulanen - dort - eine Lücke, Ross und Reiter überschlagen sich - das zweite Glied sprengt über die Stürzenden hinweg ... die Sporen stecken in den Weichen … vorwärts, vorwärts! ... stolz voran die Offiziere … Dann der Sprung! Der erste im Karree ist der Rittmeister Kasperlik - durch‘s Karree oder ins Karree! Durchbohrt von einem Dutzend Bajonette sinken Mann und Pferd schwer in den Klumpen hinein. Aber schon sind andere nach - zuerst zehn, dann hundert. Rodakowskis Stimme ertönt: „A basso le armi!“ Durchbrochen, nieder geritten, zertrümmert, stellt das Bataillon das Feuer ein. Und weiter stürmen die Trani! In die rechte Flanke fällt eine Schwadron Cavalleggieri, aber der Rittmeister der eigenen ersten schwenkt ab, wirft sich dem Feind entgegen, dieser flieht - die Trani-Ulanen walten ihres blutigen Handwerkes weiter - zwei, drei neue Karrees tauchen auf - Prinz Humbert, der Erbe der italienischen Krone flüchtet sich mit knapper Not in ein Ba- taillonsviereck, eine Sekunde später, und er wäre der tollen Schar in die Hände gefallen. Schließlich hemmt ein Chausseegraben den Siegeslauf des Regiments. Unaufhaltsam drängen die Ulanen der weißen Feder des Obersten nach - plötzlich verschwindet sie vor ihren Blicken - Rodakowski stürzt, andere stürzen hinter ihm, ein wirrer Knäuel von Menschen und Pferden wälzt sich im Graben. Nur mit Mühe gelingt es dem tapferen Obersten, unterstützt von einem halben Dutzend Kosakenhände, sich loszumachen. Leutnant v. Longchamps stellt ihm sein Pferd zur Verfügung, Rodakowski nimmt das Anerbieten nicht an - schließlich wird ein Mannschaftspferd eingefangen – und nun geht‘s zurück auf der Straße nach Verona - durch eine Gasse von Gewehrläufen des wieder zur Not ralliierten Bersaglieribataillons. Rodakowski hatte gehofft, die dem Regiment als Reserve bestimmte sechste Eskadron werde dem Bataillon den Gnadenstoß geben. Aber diese Schwadron hatte die Orientierung verloren und auf eigene Faust östlich der Straße bis an die Mauern von Villafranca heran mit dem Feinde aufgeräumt. Bei Casino Polli sammelte Oberst Rodakowski - während Kaiserhusaren und die Brigade Bujanovics sein Werk vollenden - sein Regiment. Sein Regiment! Zweihundert von Fünfhundert! Zweihundert - nicht mehr - scharten sich um die heiß umstrittene Standarte, zweihundert staubbedeckte, zerrissene, ermattete, blutende Menschen - das war der Rest der prächtigen Schar, die er heute vor wenigen Stunden in den herrlichen Morgen hineingeführt. Tief bekümmert führte der Oberst das Häuflein nach Sommacampagna zurück. Seine Stimmung teilte sich den Untergebenen mit. Schwere Opfer hatte die Feuertaufe vom Regiment gefordert: 3 Offiziere und 40 Mann waren tot, 4 Offiziere und 40 Mann verwundet, 2 Offiziere und 6 Mann gefangen, 150 Mann vermisst; im ganzen 9 Offiziere und 237 Mann Verluste. Hätte Rodakowski schon in jenen Stunden nach dem Gefecht geahnt, wie sehr die Kavallerie Pulz und damit vor allem das Regiment Trani, das die größten Opfer auf sich genommen, zum Erfolge des Ganzen beigetragen, er hätte das Schicksal seines schönen Regiments leichter genommen. Aber niemand - vom Obersten abwärts - hatte eine Ahnung vom Erfolge des Regiments, bis in die Abendstunden hinein. Selbst Pulz, der an diesem Tage seine Kavallerie - das völlig ermattete Regiment Trani ausgenommen - noch zweimal vorführte, worauf der Feind jedes mal wieder kehrt machte, vermochte noch am Abend die Tragweite seiner kühnen Entschlüsse nicht richtig zu beurteilen. Er traf nach der Schlacht mit John zusammen und beklagte sich, dass er nicht genügend unterstützt worden sei, er wäre sonst in Villafrnaca eingedrungen; worauf ihm John begütigend die Hand auf die Schulter legte: „Ja, mein Freund, Du wolltest halt die Schlacht allein gewinnen!“ In der Tat war der Erfolg der österreichischen Kavallerie bei Custoza die Opfer wert, die sie gebracht. Die 1800 Mann von Pulz hatten in der Tat 30.000 Italiener lahm ge- legt. Der moralische Eindruck, den die Attacken der kühnen kaiserlichen Reiter, allen voran der Trani-Ulanen, auf die Italiener machten, war überwältigend. Ihre Generale Della Rocca und Prinz Humbert wagten - in der Meinung, die österreichischen Reiter seien nur die Vorhut eines starken Korps - nicht mehr, von Villafranca her vorzugehen. Und auch der italienische Generalstabschef Lamarmora, der den Verlauf der Attacke vom Monte Croca her verfolgte, stand unter einer ähnlichen Impression. Er bestärkte den Korpskommandanten Della Rocca in der Anschauung, dass er und seine Generale die Lasten und die Ehre des Tages zu tragen haben würden. Die beiden Divisionen verweilten den ganzen Tag über bei Villafranca. Und wenn sie auch um 3 Uhr nachmittags, nachdem Pulz vergeblich versucht hatte, ihre Nachhuten mit abgehetzten Pferden zu attackieren, mit klingendem Spiel abzogen - sie hatten bei den Entscheidungskämpfen bitter gefehlt. Trani-Ulanen hatten ihre Attacke auf völlig intakte Infanterie in dem ungünstigen Terrain nicht vergeblich geritten. Sie hatten an dem Lorbeer, den sich die kaiserliche Armee bei Custoza um die Fahnen wand, reichlichen Anteil.