Predil
Hermann von Hermannsdorf; Johann, 13 3/4 Jahre alt. Geboren zu PRAG. Vater ist Hofrat. Eingeteilt am 20. September. Kostgeher pr. 300 fl. Am 21. September 1799 Kadett im Ing.-Korps. Johann Hermann von Hermannsdorf (geb. 30. Nov. 1781), Hauptmann im Ing.-Korps und einer jener beiden Helden aus den Kämpfen in den „österreichischen Thermopylen“, deren Andenken im Gedächtnis der Armee niemals verblassen darf, verteidigte im Jahre 1809 das noch unvollendete Blockhaus auf der Passhöhe des Predil. Er hatte es während des Winters 1808/09 selbst erbaut, jedoch nicht fertig zu stellen vermocht und erbat sich die Verteidigung desselben vom Armee-Kommandanten Erzherzog Johann, welcher damals auch die Stelle eines General-Genie-Direktors bekleidete. Das Blockhaus war mit einer Besatzung von etwa 200 Mann Szluiner Grenzern und mit 10 Geschützen versehen.
„Am 15. Mai nachmittags erschien die Avantgarde der französischen Division Serras vor dem Fort, und noch an demselben Tage bemächtigte sich der Feind des Überganges aus dem Raccolana-Tal nach Raibl. Am 16. und 17. Mai wurde das Fort vom Feinde unausgesetzt beschossen, und obwohl das Blockhaus bereits unter dem feindlichen Geschützfeuer sehr gelitten hatte, so wurde die Verteidigung, trotz mehrfacher Aufforderungen des Feindes zur Übergabe, heldenmütigst fortgesetzt. Am 18. Mai verdoppelte sich die Heftigkeit der Beschießung. Der Feind hatte indessen seine Sturm-Kolonnen, gedeckt durch Felsenvorsprünge, Schluchten usw., möglichst nahe an das Fort herangebracht, und um 2 Uhr nachmittags erfolgte von allen Seiten der Angriff. Nach erbitterter Gegenwehr musste sich die Besatzung in das Blockhaus zurückziehen, worin sie die Verteidigung hartnäckig fortsetzte. Endlich gelang es dem Gegner, dasselbe in Brand zu stecken; Rauch und Flammen machten bald jede weitere Verteidigung unmöglich. Hauptmann Hermann unternahm an der Spitze der noch kampffähigen Besatzung einen Ausfall; von allen Seiten umringt, kämpfte das Häuflein mit Verzweiflung bis auf den letzten Mann.
„Erzherzog Johann schrieb später an den Vater des in der heroischen Erfüllung seiner Pflicht gefallenen Hauptmanns Hermann: „Ihr Sohn starb den Tod der Helden! Ich hatte ihm die Verteidigung des Blockhauses auf dem Predil anvertraut. Dieser feste Punkt musste bei den damaligen Verhältnissen seinem Schicksal überlassen werden; doch des Verteidigers Entschluss war, lieber auf dem Felde der Ehre zu fallen, als dem Feinde den Kampf zu erleichtern. Er hörte auf keine Aufforderung, verachtete jede Drohung des Feindes und flößte durch sein Betragen auch seinen Waffenbrüdern den heroischen Entschluss ein, lieber zu sterben, als ihren Posten dem Feinde zu überlassen. Furchtbar wurde der Angriff seinem Gegner erschwert, bis es endlich diesem gelang, das Blockhaus in Brand zu stecken. Mit dem Degen in der Faust machte Ihr Sohn einen Ausfall und fiel, überwältigt durch die Übermacht. So starb Ihr edler Sohn für die Rechte seines Fürsten und Vaterlands. Nie wird ihm dieses Dank und Achtung versagen, und jeder Soldat wird mit Teilnahme und Rührung seinen Namen nennen, der in den Jahrbüchern der Kriegsgeschichte stets als Beispiel zur Nachahmung glänzen wird.“
Seit 1849 ist die durch den Heldenkampf des Jahres 1809 geweihte Passhöhe des Predil mit einem Gruft-Denkmal geschmückt und seit 1899 führt die Straßensperre auf dem Predil den offiziellen Namen „Fort Hermann“.
Aus: Geschichte der k.k. Ingenieur- und k.k. Genie-Akademie 1717-1869 verfasst von Friedrich Gatti, Wien: Braumüller, 1901, Seite 386 |