Namenspatron - Payer- Weyprecht


Julius von Payer und Karl von Weyprecht

Julius von Payer wurde am 1. September 1842 zu Teplitz-Schönau in Mähren geboren. Von Jugend auf zog es ihn zum Militär. Er trat in die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt ein und wurde 1859 als Offizier ausgemustert. Seinen Dienst versah er im Infanterie-Regiment Graf von Degenfeld-Schonburg Nr. 36. Er avancierte rasch zum Kaiserjäger-Oberleutnant und wurde dem K.u.K. Militärgeographischen Institut in Wien zugeteilt. Schon zu Beginn der sechziger Jahre erregte er in der Presse Aufsehen. Seine zahlreichen Berichte zeugen von vielen halsbrecherischen Erstbesteigungen, insbesondere der Südtiroler Alpengipfel.

Für sein tapferes Verhalten in der siegreichen Schlacht bei Custoza 1866, wurde er mit dem Militär-Verdienstkreuz mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet.

Im Jahre 1868 lud ihn der Initiator der deutschen Nordpolexpedition, Dr. August Petermann aus Gotha, zur Teilnahme an der 1869 stattfindenden (zweiten deutschen) Nordpolexpedition ein. Als ausgezeichneter Kartograph, Geograph und Bergsteiger sollte Payer die Gebirge und Eisfelder kartieren und die polare Glet- scherbildung beschreiben.

Karl von Weyprecht wurde am 8. September 1838 in König bei Michelstadt (Hessen) geboren. Er widmete sich schon in jungen Jahren der Polarforschung und stand mit deren Förderer Dr. Petermann schon vor Payer in regem Gedankenaustausch. Auf dem deutschen Geographentag 1865 regte Petermann eine Nordpolfahrt an, und der Präsident der Wiener Geographischen Gesellschaft, von Hochstetter, stellte den Antrag, die österreichische Regierung möge ein Schiff der Kriegsmarine ausrüsten. Im gleichen Jahr unterbreitete Weyprecht seinen Plan zur Erforschung des Meeres zwischen Nowaja Semlja und Spitzbergen. Der Krieg (1866) verhinderte Weyprechts Teilnahme an der ersten deutschen Nordpolexpedition nach Ostgrönland, als deren Kommandant er vorgesehen war. Inzwischen war Dr. Petermann auf die alpin-geographischen Publikationen von Payers aufmerksam geworden. Es gelang ihm, Payer für arktische Expeditionen zu interessieren. Dieser nahm daraufhin an der zweiten deutschen Nordpolexpedition (1869/70) nach der Ostküste Grönlands teil.

Als Payer in die Heimat zurückkam, machte ihn Dr. Petermann mit Weyprecht bekannt. Damit setzte eine Zusammenarbeit großen Stils ein. Das Ziel war eine ausgedehnte Forschungsfahrt in die Arktis. Großzügige Zuwendungen von Kaiser Franz Joseph I. und dem großen Kunstmäzen Graf Hans Wilczek ermöglichten nach zwei Vorexpeditionen eine Hauptexpedition mit der „Admiral Tegetthoff”, einem 220 Tonnen schweren Dreimastschoner. Entlang der gletscherreichen norwegischen Küste ging es nach Norden. Schon am 22. August saß die „Tegetthoff” in den Eismassen fest.

Den ganzen Winter und noch im Frühjahr trieb das Schiff mit großen Schollen nordwärts. Eifrig wurden meteorologische, ozeanographische und astronomische Beobachtungen angestellt.

So kam der 30. August 1873 heran. Payer trug in sein Tagebuch ein: „Es war um die Mittagszeit, da wir, über die Bordwand gelehnt, in die flüchtigen Nebel starrten, durch welche dann und wann das Sonnenlicht brach, als eine vorüber ziehende Dunstwand plötzlich rauhe Felszüge fern im Nordwest enthüllte, die sich binnen weniger Minuten zu dem Anblick eines strahlenden Alpenlandes entwickelten. Im ersten Moment standen wir alle voll Unglauben da; dann brachen wir, hingerissen von der unverscheuchbaren Wahrhaftigkeit unseres Glückes in den stürmischen Jubelruf aus: „Land, endlich Land!”

Ungezählte Jahrtausende waren verflossen, ohne dass die Menschheit Kunde von diesem Lande hatte. Nun fiel einer von der Heimat bereits aufgegebenen, weil verschollenen Schar, als Frucht heroisch überwundener Leiden und Ent- behrungen, seine Entdeckung zu. Die gleichsam auf der Scholle „Esperanza” (Hoffnung) Treibenden, die unentwegt ihrem Glücksstern folgten, fanden ihre „Terra incognita”, das Land ihres Polartraumes. Sie nannten es – als Zeichen der Huldigung für ihren Monarchen – „Kaiser-Franz-Joseph-Land”. Erst im November 1873 konnten sie es – nach unendlichen Mühen – betreten. Die tollkühnen Schlittenfahrten Payers ermöglichten die Herstellung einer Obersichtskarte. Dabei erreichte man unter unsäglichen Anstrengungen und Gefahren den nördlichsten Punkt in 82,5 Grad n. Br. Das Expeditionsziel war erreicht. Nun galt es, die erworbenen Erkenntnisse und Erfahrungen zu sichern. Weyprechts meteorologische und magnetische Ablesungen, Logbücher und Schiffspapiere, Payers Landesaufnahmen, zoologische Zeichnungen und Tagebücher wurden in Blechkisten verstaut und diese verlötet. Am 10. Mai 1874 ließ die Besatzung ihr Schiff im Packeis zurück und brach nach Süden auf. Nach insgesamt dreimonatiger Schlitten- und Bootsreise gelangte die Expedition nach Nowaja Semlja und auf einem russischen Schiff am 3. September 1874 nach Norwegen. Über Tromsö und Hamburg ging es endlich heim nach Wien. Als Weyprecht und Payer dem Zug entstiegen, empfing sie unbeschreiblicher Jubel.

Am 29. September erstatteten sie im Festsaal der Akademie der Wissenschaften vor der Geographischen Gesellschaft ihren erstaunlichen Bericht. In dem 1878 erschienenen 35. Band der „Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, mathematische Klasse”, sind die wissenschaftlichen Ergebnisse der österreichischen Nordpolexpedition, an der ganz Europa Anteil nahm, niedergelegt. Durch ihre weiteren Bemühungen kam schließlich das erste „Internationale Polarjahr 1882/83” zustande. Sie begründeten damit die Führung Osterreichs in den Anfängen der Polarforschung.

Julius von Payer, der noch im fortgeschrittenen Alter seine Talente als Zeichner und Maler in München in regelrechten Studien ausbildete, hat 1892 in seinem berühmten Großgemälde „Nie zurück” (heute im Heeresgeschichtlichen Museum) den schicksalhaften Augenblick des Verzichts auf das schützende Schiff festgehalten: Der aufrecht stehende Weyprecht weist den bedrückten Kameraden mit zwingender Geste die trügerische Geborgenheit des Schiffes ablehnend, den rettenden Weg nach Süden: „Vorwärts”. Es lässt sich kaum ein besseres Symbol idealistisch- wissenschaftlichen, soldatisch-patriotischen Führungsgeistes denken.

Payer und Weyprecht machten ihrem Lande im Kreise der Nationen Ehre und erhöhten Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde beträchtlich. Ihr Vorbild erfordert unsere Nachfolge!

Ein Leben für den Kampf, ein Leben für die Wissenschaft. Ihr Leben – ein Leitbild für einen Jahrgang.

Univ. Doz. Dr. Georg Wagner