Namenspatron - Novara


Novara

Wenige Tage nach der am 23. März 1848 stattgefundenen Schlacht von Novara, in der die piemont-sardinischen Truppen von den Österreichern unter Feldmarschall Radetzky vernichtend geschlagen wurden, antwortete dieser auf die Frage, warum er einer Herabsetzung der Kriegsentschädigung um zwei Drittel, die Sardinien an Österreich entrichten sollte, zugestimmt habe, wie folgt: „Wenn ich meinen Gegner nicht zum Äußersten drängte, so geschah es, weil ich wusste, dass Gott die Mäßigung mehr als den Übermut des Siegers schätzt“. Schlichte, aber große Worte, aus denen man sehr viel Weisheit und Weitsicht eines genialen Feldherrn erkennen kann. Radetzky wurde keine leichte Aufgabe übertragen, als er mit dem Oberbefehl über die zweite österreichische Armee, die in Nord-Italien die österreichische Herrschaft zu sichern hatte, betraut wurde, da diese zwischen 1815 und 1830 kaum beschäftigt wurde, und sich daher in einem „Dornröschenschlaf“ befand. Der Auftrag des Kaisers Anfang des Jahres 1831: „... die Armee in Italien aufzuwecken“, bedeutete, eine hunderttausend Mann starke Armee einsatzbereit zu machen. Da schon damals die finanziellen Mittel kaum ausreichten, musste in den nächsten 15 Jahren der Personalstand auf 49.000 Mann verringert werden, um die notwendigsten materiellen Anschaffungen treffen zu können, die aber zur Verwirklichung trotzdem zahllose Bittgänge Radetzkys abverlangten und ihn beinahe verzweifeln ließen: „Ich habe fast die ganze Armee auflösen gesehen, ohne dass jemals in dem Heer der Beamten die geringste Verminderung eingetreten wäre. Im Gegenteil!“ Trotzdem ließ sich der damalige Feldzeugmeister nicht entmutigen und setzte einschneidende Maßnahmen: Die Feldübungen begannen nun schon im Mai und endeten erst im Oktober. Auftragstaktik, Zusammenwirken der Kräfte, Schwerpunktbildung und Schnelligkeit der Operationen sollten die Stärke der österreichischen Armee in Italien werden. Die Aus- und Weiterbildung der Offiziere und Unteroffiziere sowie Elementarunterrichte im Lesen, Schreiben und Rechnen für die einfachen Soldaten, brachten ein geistiges Niveau in die Armee. „Vater Radetzky“ sorgte für eine gute Verpflegung, zweckmäßige Bekleidung, gutes Schuhwerk, eiserne Bettgestelle für jeden Mann und für eine effiziente Versorgung in den Militärspitälern.

Militärisches Können, Bildung und Moral des Soldaten sollten gehoben werden - diese Ziele strebte Radetzky an. Zu Jahresbeginn 1847 spitzte sich die Lage in Italien wegen Missernten und Wirtschaftskrisen rapide zu. Das Land wurde von politischen Fieberschauern erfasst, Nationalisten und Radikale übernahmen die Führung. Das Königreich Sardinien-Piemont hatte in den vorangegangenen Jahren gewaltig aufgerüstet und die österreichischen Truppen drohten innerhalb weniger Tage ihrer Vernichtung entgegenzugehen. Die Revolution in Mailand zwang die Österreicher zum Rückzug nach Verona ins „Festungs-Viereck“. Die Lage war für Radetzky prekär, da er mit 50.000 Mann einer mehr als doppelt so starken Streitmacht gegenüberstand. In den folgenden Kämpfen schlug sich die österreichische Italien-Armee aber hervorragend und konnte so am 6. August 1848 wieder in Mailand einziehen. Die eingetretene Ruhe wurde jedoch am 12. März 1849 durch die teilweise Aufkündigung des Waffenstillstandes durch Sardinien-Piemont beendet. Aber wieder führte Radetzky seine Armee bestens und so standen am 19. März fünf österreichische Korps am Ticino bei Pavia. Sie überschritten am folgenden Tag den Grenzfluss, schwenkten nach Norden und fielen nach einem Gewaltmarsch dem Gros des Gegners am 21. März in die rechte Flanke. Dadurch konnte der sardinische König Karl Albert die notwendige Umgruppierung der italienischen Kräfte nicht mehr vornehmen. Was nun folgte, war eine meisterhafte Umsetzung der Grundsätze von Clausewitz. Die österreichischen Verbände drangen unaufhaltsam nach Norden vor, bis das II. Korps auf der Straße nach Novara die erste Gefechtsberührung hatte. In wenigen Stunden sorgten die restlichen 3 dazu stoßenden Korps für die nötige Konzentration der eigenen Kräfte, die letztendlich nach heftigen Feuerund Bajonettkämpfen die Entscheidung zugunsten der österreichischen Truppen brachte. Am 24. März - einen Tag nach der Abdankung König Alberts - traf der neue König Viktor Emanuel II. mit Radetzky zusammen, wo er jene günstigen Waffenstillstandsbedingungen vorgeschrieben bekam, die den Feldmarschall zu der - am Ende des ersten Absatzes dieser Laudatio für den Jahrgang „Novara“ - bereits erwähnten Aussage veranlasste. Die Taten der österreichischen Soldaten und Offiziere bei Novara wurden schon nach wenigen Monaten ein Mythos, wobei die Tapferkeit der Soldaten und die Fairness Radetzkys auch in Zukunft beispielgebend bleiben werden.