Feldzeugmeister Wilhelm Albrecht Graf Montenuovo
Wilhelm Albrecht Graf Montenuovo wurde am 9. August 1821 zu Sala, im Herzogtum Parma, geboren. Seine familiären Verhältnisse sind bemerkenswert.
Die Geschichte der Familie väterlicherseits deutet bereits auf eine mögliche militärische Karriere Wilhelm Albrechts hin. Schon sein Urgroßvater Wilhelm Reinhard war ein verdienter General Maria Theresias. Der Vater, Adam Albert Graf Neipperg, stand vorn Beginn der Revolutionskriege 1792 bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft 1815 im Dienste der kaiserlichen Armee.
Der verwegen aussehende General - er verlor sein rechtes Auge durch einen Säbelhieb - erhielt im Jahre 1800 für die Kämpfe in der Lombardei das Ritterkreuz und für die Verdienste in den Herbst- kämpfen 1813 das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens.
Auch mütterlicherseits zeigt die Familie Erstaunliches. Erzherzogin Marie-Luise, Tochter des regierenden Kaisers Franz II. und seit 1810 Gemahlin Kaiser Napoleons I., erhielt nach dem Sturz des großen Korsen bei ihrer Rückkehr nach Österreich Graf Neipperg als Begleitoffizier zugeteilt. Aus dieser Verbindung wurde eine Liebesbeziehung, aus welcher Wilhelm Albrecht hervorging. Als Sohn der nunmehrigen Herzogin von Parma wurde sein Name italienisiert: Montenuovo.
Im Februar 1838 beginnt die militärische Laufbahn des jungen Grafen Montenuovo mit der Verleihung einer Leutnantstelle beim 5. Jägerbataillon. Aber schon bald wechselt er zu jener Waffengattung über, der er Zeit seines Lebens treu verbunden bleiben sollte, zur Kavallerie.
Die Cevauxleger-Regimenter 5 und 7 sowie das Dragonerregiment 6 waren für neun Jahre seine Heimat. Im Frühjahr 1848 kommt der zum Oberst avancierte Montenuovo ins Hauptquartier von Feld- marschall Radetzkys Italienarmee. Dort hat er Anteil an nahezu allen großen Gefechten und Schlachten. Sein größtes „Husarenstück“ ist die erzwungene Übergabe der Festung Brescello nahe Modena, wo über 700 Mann mit 51 Geschützen vor Montenuovo kapitulieren. Ende des Jahres finden wir ihn schon in Ungarn.
Nach den ersten Seperationsbestrebungen erfolgt im April 1849 die Erklärung der staatlichen Unabhängigkeit Ungarns. Nun tobt in der Donaumonarchie ein Sezessionskrieg wie 13 Jahre später jener in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Honved-Truppen waren gut ausgebildet und harte Gegner, gegenüber denen man sich keine taktischen Fehler leisten konnte. Die habsburgischen Großverbände konnten sich anfangs nur schwer in Ungarn halten und mussten empfindliche Niederlagen hinnehmen. In dieser kritischen Lage finden wir am 5. April 1849 den Feldmarschall Fürst Windisch-Graetz mit etwa 400 Reitern, darunter Montenuovo, auf einem gewaltsamen Aufklärungsritt gegen die aufständischen Ungarn im Raum Hatvan, etwa 30 km ostwärts von Ofenpest. Plötzlich tauchen zwei Regimenter Honved-Husaren auf. Der junge Oberst Montenuovo zögert nicht. Nach wenigen Minuten fliehen die Honved-Husaren und lassen 72 Gefallene und 40 Gefangene zurück. Die Verluste Montenuovos sind gering. Für dieses Gefecht und einige noch folgende erhält Montenuovo das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.
Das Ende der Kämpfe in Ungarn beschließt Montenuovo als Generalmajor und Brigadekommandant.
Bevor Montenuovo 1854 den Rang eines Feldmarschallleutnants erhält, gehört er bereits zu den höchstausgezeichnetsten Offizieren dieser Jahre. Neben dem Militär-Maria-Theresien-Orden hatte er bereits das Ritterkreuz des Leopoldordens und das Militärverdienstkreuz verliehen bekommen.
Fünf Jahre später war für die Habsburgermonarchie erneut ein Wendepunkt erreicht worden. Die Lombardei, in der sich Montenuovo seine ersten militärischen Meriten erworben hatte, wurde erneut zum Kriegsschauplatz. In der denkwürdigen Schlacht von Solferino führte Montenuovo eine Division im Zentrum der österreichischen Truppen. Seine Division erlitt beträchtliche Verluste. Ab 1861 finden wir Montenuovo als kommandierenden General in Siebenbürgen. Seine Verdienste in diesem Gebiet wurden 1864 mit der Erhebung in den erblichen Fürstenstand und 1867 mit der Beförderung zum Feldzeugmeister vom Kaiser belohnt.
Die letzten Stationen im Leben des nunmehrigen Fürsten von Montenuovo sind wohl von ehrenden Positionen, die er innehatte, aber auch vom stillen Dienen, gekennzeichnet. Auslands- und Manöverbesuche sowie die Berufung zum Hauptmann der Trabantenleibgarde am Kaiserhof in Wien; zeichneten seinen Weg bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahre 1878.
Sein Tod am 7. April 1895; nur sieben Wochen nach dem Dahinscheiden des großen Feldherrn Feldmarschall Erzherzog Albrecht; bedeutete auch ein Symbol für das langsame Vergehen einer Epoche, in der die Armee, in ihren farbenprächtigen Uniformen ein Symbol für die Macht und scheinbar unüberwindliche Beständigkeit der Donaumonarchie darstellte. Kaum zwanzig Jahre später sollte diese Armee, nun in Feldgrau, im Trommelfeuer auf verschlammten Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges untergehen.
Auszug aus der Laudatio von
Dr. Wolfgang Etschmann |