Namenspatron - Monte Piano


Monte Piano - felsiges Plateau voller Blut und Eisen

Welche Bedeutung hatte der Monte Piano, der vorerst nur ein Punkt entlang der gut 600 km langen Südwest-Front Österreich-Ungarns war, für die k.u.k.Armee? Was bewegt einen Jahrgang, sich den Namen „Monte Piano“ zu geben?

Von Schluderbach, am Fuße des Monte Piano sind es nur 1 km bis Toblach im Pustertal. Ist erst einmal das Pustertal erreicht, stehen die Wege nach West und Ost offen: In das Eisackund Drau-Tal, zum Brenner und Innsbruck, über Lienz nach Villach. Als am 23. Mai 1915 der Krieg gegen Italien ausbrach besetzten Alpini-Abteilungen „unseren“ Berg kampflos. Die Italiener schufen sich damit eine ausgezeichnete Position, um alle Bewegungen der Österreicher in den umliegenden Tälern zu überwachen oder überhaupt zu unterbinden. Hätten die Italiener in den ersten Kriegstagen weiter angegriffen, wäre es aufgrund der sehr schwachen österreichisch-ungarischen Kräfte ein leichtes gewesen, bis Toblach vorzustoßen und Festungswerke wie Landro oder Sexten einzunehmen. Die alles entscheidende Tat war die erste Besetzung des Monte Piano am 7. Juni 1915 durch 183 Landesschützen unter Leutnant Wilhelm Bernhard und Fähnrich Alteneder. Die beiden Angriffsgruppen stiegen am Abend des 6. Juni über den Westhang sowie über die Nordflanke auf und versuchten, im Schutze der Dunkelheit möglichst nahe an den Feind heranzukommen. Schon beim Aufstieg an der Westmulde wurde die Gruppe unter Feuer genommen. Trotzdem gelang es, mit Unterstützung des nicht allzu starken eigenen Artilleriefeuers, in das italienische Grabensystem auf der Südkuppe vorzudringen. Dem nun folgenden heftigen Artilleriefeuer der Italiener waren die Österreicher völlig schutzlos ausgeliefert und erlitten schwere Verluste. Die Landesschützen mussten sich in weiterer Folge auf die niedrigere Nordkuppe zurückziehen. Diese sollte für die nächsten 28 Kriegsmonate trotz mehrmaligen italienischen Versuches, diese zu erstürmen, in österreichischem Besitz bleiben. Damit war der Monte Piano für die Italiener ein für alle mal als Aufmarsch- und Durchbruchsraum gegen das Pustertal verloren.

Um den Berg gegen die zahlreichen, durch massive Artillerieunterstützung eingeleiteten italienischen Angriffe halten zu können, wurde ein in Fels gesprengter Gang zu den Stellungen an der Nordkuppe geschaffen. Unzählige Kavernen und eine Barackenstadt in den Felswänden
800m über dem Höhlensteintal sollten den Soldaten Schutz gegen die Witterung und feindliches Feuer bieten. Eine Seilbahn erleichterte die Versorgung der Piano-Besatzung. In den Wintermonaten forderten Schneestürme und Lawinenkatastrophen unzählige Opfer auf beiden Seiten. Wachposten erfroren, Soldaten schliefen in ihren Felskavernen ein und wachten nie mehr auf, Verwundete konnten nicht abtransportiert werden und kamen elend um.

Im Winter 1917 gingen die Italiener auch am Monte Piano zum Minenkrieg über und begannen Stollen anzulegen, um die österreichischen Stellungen in die Luft zu sprengen. Durch den Vortrieb von Gegenstollen konnte dies im Gegensatz zum Col di Lana verhindert werden.

Noch einmal spielte „unser“ Berg eine nicht unwesentliche Rolle. Kurz vor der Offensive der Mittelmächte im März 1917 sollte durch einen groß angelegten Angriff am Monte Piano die Aufmerksamkeit der oberen italienischen Führung vom Isonzo abgelenkt werden. Dieser „Ablenkungsangriff‘“, bei dem auch eine deutsche Truppe, das Brandenburgische Jägerbataillon Nr. 3, Schulter an Schulter mit den Österreichern kämpfte, kostete knapp hundert Soldaten auf Seite der Mittelmächte das Leben. Am 3. November 1917, knapp zweieinhalb Jahre nach seiner Besetzung, räumten die Italiener den „Berg mit der Hochfläche“, um die Truppen am Isonzo den Österreichern entgegen zuwerfen.

Tapferkeit, Treue, Opfermut, Standhaftigkeit, Kameradschaft – diese Tugenden jener Männer, die am Monte Piano kämpften, litten und starben, wollen wir zueigen machen und für immer hochhalten – auch in einer Zeit, wo Gegenteiliges modern und populär geworden ist. Der Monte Piano soll uns als Zeichen, aber auch als Mahnung unser ganzes Leben lang begleiten.

Dr. Wolfgang Etschmann