Major Josef Troyer
Josef Troyer wurde am 8. Dezember 1867 als Sohn eines Wagnermeisters in Verona geboren. Heimatberechtigt im Amlach im Bezirk Lienz in Osttirol, trat Troyer nach der Oberrealschule, die er in Innsbruck besuchte und auch mit der Matura abschloss, zunächst für zwei Jahre in den zivilen Staatsdienst und 1887 als Einjährig-Freiwilliger zum Tiroler Jägerregiment ein, wurde schließlich 1889 Leutnant in der Reserve und 1891 als Berufsoffizier zum Infanterieregiment Nr. 22 transferiert, in dem er 1905 zum Hauptmann vorrückte. Im Jahre 1907 in die Landwehr übernommen, kam er zunächst zum Landwehr-Infanterieregiment Nr. 27 und im selben Jahr noch zum Kärntner Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4, dem späteren Gebirgsschützenregiment Nr. 1, mit dem er 1914 als Bataillonskommandant in den Krieg zog, in dem er sich sehr bald schon als unerschrockener Frontoffizier erwies.
Zwei Kampfhandlungen, die für das Regiment und Troyer von entscheidender Bedeutung waren, seien in aller Kürze erwähnt: die Schlacht am Porostyn vom 3. bis 7. Juni und jene am Fedorynczyn in den ersten Julitagen 1916, wo er den Heldentod erleiden musste. Im Frühjahr
1915 verteidigten die Gebirgsschützen den Duklapass in den Karpaten und verhinderten den Einbruch der Russen in die Ungarische Tiefebene. Dann wurde das Regiment nördlich von Kolomea eingesetzt, wo es alle Durchbruchsversuche des Feindes mit Erfolg abwehrte. Dort verging kein Tag, an dem die Russen nicht in sechs bis sieben Linien, zumeist in den frühen Morgenstunden, die österreichischen Stellungen erfolglos, doch mit großen Verlusten anstürmten. Mittlerweile erklärte Italien den Krieg, und das Regiment wurde am 2. Juni 1915 abgelöst, um über eigenes Ansuchen an der neu erstandenen Südfront die engere Heimat zu verteidigen. Als es aber unter dem Kommando Major Troyer‘s zur Einwaggonierung marschierte, steigerte sich im Norden der Gefechtslärm, und als eine Rast angeordnet wurde, kam der Befehl, das Vordringen der Russen aufzuhalten. Der Feind hatte nämlich in der vergangenen Nacht den Pruth überschritten, an mehreren Stellen die österreichische Front aufgerollt und die Höhe des Porostyn erreicht. Porostyn ist zwar ein unbedeutender, kaum 500 Meter hoher, bewaldeter Hügel am rechtsseitigen Oberlauf des Pruth, bildete aber für die damalige Gefechtslage eine Schlüsselstellung, die das rechte Ufer beherrschte. Troyer erkannte die Wichtigkeit dieser Stellung, und, abgeschnitten von höheren Kommandostellen und trotz Flankenfeuer, wurde die Höhe erstürmt und bis zum Eintreffen der Armeereserve gehalten. Der Kampf dauerte vom 3. bis 7. Juni. Zwölf österreichische Kompanien kämpften nach Aussage Gefangener gegen 64 russische Kompanien. Am 7. Juni war der Sieg entschieden. Der Russe wurde über den Fluss geworfen und flüchtete in die dichten Wälder zwischen Kolomea und Nadworna.
Der Armeekommandant, Pflanzer-Baltin, hob in seinem Armeebefehl hervor, dass nur an der Tapferkeit und Zähigkeit der Gebirgsschützen und ihres damaligen Kommandanten Troyer die russische Offensive gescheitert sei und ein katastrophaler Durchbruch vermieden wurde.
Nach einer kurzen Retablierung im Gailtal kam das Regiment an die Südfront, und zwar auf den KRN und den Rombon. Bei der Frühjahrsoffensive wurde es in Südtirol eingesetzt und stand nach sieggreichen Kämpfen bereits auf italienischem Boden, als der Befehl kam: „Zurück auf den russischen Kriegsschauplatz“. Dort hatte die russische Brussilow-Offensive eingesetzt.
Wieder kamen die Gebirgsschützen nach Ostgalizien in den Raum von Kolomea und erreichten am 2. Juli die Höhe von Fedorynczyn, einem etwa 700 Meter hohen Berg am rechten Pruthufer, nur fünf Kilometer südwestlich vom Porostyn entfernt. Auch dieses Gelände war stark bewaldet, erschwerte dadurch die Aufklärung und das Regiment hatte auch hier durch die vielen Sturmangriffe bedeutende Verluste.
Am 5. Juli besichtigte Major Troyer, damals Kommandant des 3. Bataillons, mit dem Regimentskommandanten am späten Nachmittag die Front. Da fielen zwei weithin hörbare Gewehrschüsse, Major Troyer war das Opfer eines russischen Baumschützen geworden. Am nächsten Tag ging das Regiment, nach mehrstündigem Trommelfeuer und um der Umklammerung zu entgehen, in den Raum Nadworna zurück und beerdigte dort seinen Major, wo er bis zu seiner Überführung nach Hermagor ruhte. Er bleibt allen, die ihn kannten, unvergessen. In die österreichische Kriegsgeschichte aber ist er eingegangen als der
»Eiserne Major«. |