Namenspatron - Lissa


Die Seeschlacht bei Lissa am 20. Juli 1866

In der Auseinandersetzung um die Vorherrschaft in Deutschland fand Preußen in Italien einen Bundesgenossen, das die günstige Gelegenheit sah, nun in den Besitz Venetiens zu gelangen. Die Insel Lissa war nach italienischer Ansicht der Schlüsselpunkt für die Inbesitznahme der ganzen dalmatinischen Küste. Nach dem Sieg E.H. Albrechts bei Custoza am 24. 6. 1866 über die fast doppelt so große italienische Armee erlitt die österreichische Mordarmee am 3. 7. 1866 bei Königgrätz eine schwere Niederlage. Immer mehr österreichische Regimenter wurden vom südlichen auf den nördlichen Kriegsschauplatz geworfen und Erzherzog Albrecht konnte seinen Sieg nicht ausnützen.

Die von Truppen entblößte Adriaküste, Triest, Istrien und Dalmatien, schienen wehrlos zu sein. Die kleine österreichische Flotte schützte die ausgedehnten Küsten gegen eine italienische Flotte von enormer materieller Überlegenheit. Der Plan des zum Flottenkommandanten ernannten Admirals Tegetthoff, der in der

Seekriegsgeschichte ohne Vorbild war, bestand darin, seine Schiffe so rasch wie möglich an den Feind heranzubringen, um diesen um den Vorteil der größeren Reichweite seiner Artillerie zu bringen. Im Nahkampf sollten die österreichischen Truppen durch entschlossene Rammtak- tik die Gegner einzeln niederringen. Als die italienische Flotte sichtbar geworden war, nahm die österreichische in drei dicht aufeinander folgenden Teilen Kurs auf den Gegner. Bei den Italienern herrschte von Anfang an Verwirrung, sie waren noch mit einem Landungsversuch auf die Insel Lissa beschäftigt.

Ein der italienischen Flotte nicht mitgeteilter Wechsel ihres Flaggschiffes - die „Affondatore” hatte keine Admiralsflagge an Bord - machte die Verwirrung vollständig und führte im späteren Verlauf zur Nichtteilnahme der Holzschiffsdivision an der Schlacht. Um 14.05 Uhr eröffnen die Italiener, in deren Kiellinie Lücken entstanden waren, das Feuer. Tegetthoffs Schiffe stoßen, nach beiden Seiten feuernd, quer durch die lückenhafte Linie der Italiener.

Der Linienschiffskapitän, Anton v. Petz, Befehlshaber des Linienschiffs „Kaiser” und Kommodore der österreichischen Holzschiffsdivision, hat den Auftrag, das italienische Holzschiffsgeschwader anzugreifen.

Bei Umgehungsversuchen der langen Linie feindlicher Panzerschiffe wurde er vom Panzerschiff „Affondatore” schwer beschossen, kann aber den Angriff abwehren. „Kaiser” weicht einem neuerlichen Angriff von 4 Panzerschiffen nicht aus, um seine eigenen Schiffe nicht zu gefährden, er setzt sogar sein ungepanzertes Schiff zum Rammstoß an und erhält dadurch schwerste Beschädigungen. Bei der Fahrt in den Hafen von Lissa gelingt es ihm noch, den Angriff des „Affondatore” abzuwehren.

Die österreichische Panzerschifflinie hat inzwischen nach Durchbrechen der lockeren italienischen Kiellinie sogleich kehrt gemacht und es entsteht ein Schlachtgetümmel, bei dem die Italiener ihre Übermacht nicht zur Geltung bringen können. „Re D‘ Italia”, eines der beiden größten Panzerschiffe der Italiener, wird durch Rammstoß versenkt. Die italienische Holzschiffsdivision hatte bis Mittag noch nicht in den Kampf eingegriffen. Vizeadmiral Albani war der Übergang des Flottenführers Persano von „Re D‘ Italia” auf „Affondatore” unbekannt geblieben, und er schenkte daher den Flaggensignalen des „Affondatore” lange Zeit keine Bedeutung.

Als sich die Italiener sammeln, bildet Tegethoff zwischen der Insel Lissa und der italienischen Flotte drei parallele Kiellinien mit den Panzerschiffen als der dem Feind zugewandten Flanke. Es fallen nur noch wenige Schüsse - die Schlacht ist entschieden. Die Niederlage des Geg- ners ist sachlich und moralisch eine vollständige.

Die Italiener verloren 2 Panzerschiffe, drei waren kampfunfähig geworden und eines hatte wegen Schäden durch Landbatterien an der Schlacht nicht teilgenommen.
38 Offiziere und 605 Mann waren gefallen.

Die österreichische Flotte hatte keine Verluste. Nur das Linienschiff „Kaiser” und das Panzerschiff „Erzherzog Ferdinand Max” waren beschädigt. Drei Offiziere und 35 Mann waren gefallen. In der ersten Schlacht zwischen Panzerschiffen und der größte Seeschlacht des 19. Jahrhunderts nach Trafalger triumphierten Geist und persönliche Größe über die Materie und die Übermacht gegnerischer Waffen.