Die Kaiserjäger
Die „Kaiserjäger“, dies sind jene bekannten österreichischen Kaiserjägerregimenter, welche als Jahrgangsname „Kaiserjäger“ auch in der Alma Mater verewigt werden.
Mit dem 16. Jänner 1816 - dieser Tag wird als Geburtstag der Kaiserjäger gefeiert - begann die Aufstellung des Regiments mit dem Namen „Tiroler Kaiserjäger“. Die Soldaten dieses Regiments in der Stärke von 5.000 Mann rekrutierten sich durch die Konskription - bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1868 wurde die Stellung durch Los bestimmt - weiters durch die Übernahme durch 1.400 Mann aus dem ehemaligen Fennerjägerkorps, dem Vorläufer der Kaiserjäger, und von 600 Tiroler Soldaten, welche nach Ende der napoleonischen Kriege wieder in die Heimat zurückkehrten.
Betrug die Dienstzeit anfangs 12 Jahre, verringerte sich diese später von 8 auf 6
Jahre, wobei die Bezahlung der Soldaten angemessen war. Regimentsinhaber war der Kaiser persönlich, Zweitinhaber sowie die Kommandanten wurden durch ihn persönlich ernannt. Der erste Zweitin- haber Feldmarschallleutnant Fenner von Fennberg sei diesbezüglich ebenso genannt wie der erste Kommandant Oberst Karl Schneider Freiherr von Arno. Das Regiment - ursprünglich aus 6 Bataillonen gebildet - zählte im Jahr 1894 bereits 16 Bataillone.
Hauptergänzungsländer blieben Tirol und Vorarlberg. Ein Jahr später, am 1. Mai 1895, wurde aus den 16 Bataillonen des „Tiroler Jägerregiments Kaiser Franz Joseph“ die Errichtung von 4 Regimen- tern angeordnet. Die neu aufgestellten Regimenter erhielten die Bezeichnung „Kaiserliches und Königliches 1., 2., 3. und 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger“. Eine Auflistung der Garnisonen 1895 soll einen Überblick über die Stationierungsorte geben:
Das 1. Regiment hatte das Stabs-, das II., III. und IV. Bataillon in Innsbruck, das I. Bataillon in Bregenz und das Ersatzbataillonskader in Innsbruck.
Das 2. Regiment hatte das Stabs-, das I, II, IV. Bataillon in Wien und das Ersatzbataillonskader in Brixen.
Das 3. Regiment hatte das Stabs-, III., und IV. Bataillon in Trient, das I. Bataillon in Roverto und das Ersatzbataillonskader in Trient.
Das 4. Regiment hatte das Stabs-, II., und IV. Bataillon in Linz, das 1. Bataillon und das Ersatzbataillonskader in Hall in Tirol.
Der Umstand, dass die Kaiserjäger verschiedene Garnisonsorte hatten, spiegelt sich in der Vielsprachigkeit der Soldaten wieder. Umgewandelt auf die heutige Zeit bedeutete dies die Führung eines multinationalen Verbandes im Frieden und im Einsatz. Jedes der 4 Regimenter hatte nicht nur einen eigenen Wahlspruch, sondern ein eigenes Anrufsignal. „Für Gott, Kaiser und Vaterland" , so der Wahlspruch des 3. Kaiserjägerregiments.
Eine Aufzählung der zahlreichen Einsätze von 1821 bis 1878 auf den verschiedenen Schlachtfeldern in Europa würde den zeitlichen Rahmen sprengen. Bildliche Erinnerungen der Leistungen der Kaiserjäger sind die Erstürmung des Casina Fersada am 23. Februar 1849, der Sturm auf das Dorf Pregasina am 16. Juni 1848, das Nachtgefecht in Volta am 26. Juni 1848, die Eroberung einer französischen Kanone am 4. Juni 1859 in Magenta, die Erstürmung von Oliosi am 24. Juni 1866, der Sturm auf die Insurgentenstellung im Kremenac am 21. Oktober 1878 während der Okkupation von Bosnien und der Herzegowina.
Im Ersten Weltkrieg setzte die österreichische Generalität die Kaiserjäger im Schwergewicht ein. Wie formulierte es doch Feldmarschall Svetozar von Boroevic, Kommandant der Isonzoarmee 1915:
„In meiner mehr als 40-jährigen Dienstzeit kenne ich die Kaiserjäger nur als Aristokraten der Infantrie. Ich betrachte sie daher als Gardetruppen und werde sie dort verwenden, wo ich einen todsicheren Erfolg haben will.“
In Zahlen ausgedrückt waren dass 20.000 Tote bei den vier Kaiserjägerregimentern auf allen europäischen Kriegsschauplätzen. Der zeitliche Rahmen der Feier würde durch die vollständige Aufzählung der Einsätze im I. Weltkrieg gesprengt werden. Ein Überblick scheint trotzdem erforderlich.
Nach dem Auszug der Regimenter aus den Garnisonen der Monarchie wurden diese 1914 auf dem russischen Kriegsschauplatz eingesetzt. Die Kaiserjäger hatten Anteil am Sieg bei Komarow, übernahmen die Nachhutsicherung bei Rawa Ruska, deckten den Rückzug an den Dunajec ab, nahmen an der Schlacht bei Krakau und Limanowa-Lapanow teil, kämpften in den Winterkämpfen 1914/1915 am Dunajec ebenso wie auf den Karpaten und bei der Durchbruchsschlacht von Gorlice-Tarnow. Hervorzuheben ist die Schlacht bei Huijce in der Ukraine, wo 1996 ein Kaiserjägerfriedhof eingeweiht wurde.
1915 war es der italienische Kriegsschauplatz, wo die Kaiserjäger Mut und Tapferkeit bewiesen. Es war dies der Krieg der Spezialisten an der Gebirgsfront. Sei es in den Dolomiten, am Col di Lana, bei den Tofanen, am Kleinen Lagazuoi, am Monte Piano, beim Einsatz in der Südtiroloffensive 1916, am Monte Pasubio, in der Herbstoffensive 1917 und in der 12. Isonzoschlacht, in den Gebirgszügen im Norden der venezianischen Ebene und beim Angriff in den Sieben Gemeinden.
Am 14. September 1918 gab es das letzte Stoßtruppunternehmen am Monte Calgari - es war dies die letzte größere Kampfhandlung an der Front der Kaiserjäger bis zu jenem fragwürdigen Waffenstillstand an der italienischen Front am 3. November 1918.
„Allzeit voran" , so der Wahlspruch des 4. Kaiserjägerregiments.
Es ist der berühmte Maler Ludwig Koch, der in seinem berühmten Gemälde den Kaiserjäger- Oberst Alexander Brosch von Aarenau bildlich verewigt hat, welcher aufgesessen auf seinem Pferd mit gezogenem Säbel an der Spitze des 2. Tiroler Kaiserjägerregiments voranreitet. Der schwarze Hut mit Federbusch, die grünen Aufschläge am Waffenrock, der braune Tornister sowie das große Jägerhorn mit dem Tiroler Wappen auf dem Hut sind das stolze Wahrzeichen der Kaiserjägersoldaten, die dem Offizier ins Gefecht folgten. Allzeit voran gingen diese Elitesoldaten auch mit ihrem Mut und ihrer Tapferkeit. Nichts versinnbildlicht dies mehr, als dass die Kaiserjägersoldaten Träger hoher Auszeichnungen waren.
Beispielhaft sei das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens hervorgehoben. 23 Offiziere erhielten dieses wohl berühmteste militärische Kleinod während ihrer Dienstzeit; entweder weil sie bei den Kaiserjägern, oder bei deren Vorläuferorganisationen, dem Tiroler Scharfschützenkorps (1778 - 1801), beim Tiroler Jägerregiment (1801 - 1808) oder beim Fennerjägerkorps (1813 - 1815) gedient hatten oder Inhaber dieser Truppenkörper waren. Die goldene Tapferkeitsmedaille vor dem ersten Weltkrieg wurde an 121 Kaiserjägersoldaten verliehen. Auch mit anderen Orden und Ehrenzeichen wurden die Soldaten der Kaiserjäger in großer Anzahl ausgezeichnet.
„In Treue fest“, so der Wahlspruch des 1. Kaiserjägerregiments.
Sei es beim Tag der offenen Tür des Bundesheeres, bei Paraden, beim traditionellen Kaiserjägerschießen an der Regimentsschießstätte am Bergisel oder sonstigen offiziellen Veranstaltungen - die Mitglieder des Tiroler Kaiserjägerbundes und des Alt-Kaiserjägerclubs stehen „in Treue fest“ zum Bundesheer. Auch das Bundesheer dokumentiert dies durch die Wahrnehmung der Traditionspflege der 4 Kaiserjägerregimenter durch die 6. Jägerbrigade.
Zeichen der Vergangenheit der Kaiserjägerregimenter sind eindrucksvoll im Kaiserjägermuseum am Bergisel und in Ehrenräumen in der Festung Kufstein durch verschiedene Exponate dargestellt. Die „Original Tiroler Kaiserjägermusik“ versteht es nicht nur glänzend zu marschieren, sondern sie spielt auch die zahlreichen Kompositionen und Märsche, welche für die Kaiserjäger komponiert wurden.
„Es ist Zeit“, so der Wahlspruch des 2. Kaiserjägerregiments.
Zeit, auch jene Soldaten der Kaiserjäger zu nennen, welche sich durch das wissenschaftliche Studium einen Namen gemacht haben. Um die wohl Bekanntesten hervorzuheben, seien genannt:
-Rechtsanwalt Dr Anton Cornett, der sich Verdienste um die Kaiserjägerstiftung gemacht hat;
-Dr. Franz Huter, Univ. Prof. der Geschichte an der Universität Innsbruck;
-Dr. Guido Jakoncig, Bundesminister für Handel;
-Dr. Viktor Oberguggenberger, Ordinarius der Astronomie der Universität Innsbruck, Träger des Militär-Maria-Theresienordens;
-Dr Eduard Reuth-Nicolussi, Univ. Prof. für Völkerrecht und Träger der goldenen Tapferkeitsmedaille;
-Josef Schumacher, Landeshauptmann von Tirol;
-Dr. Robert Skorpil, Präsident des Landesgerichtes Innsbruck und
-Dr. Siegmund Spiegelfeld, Militärarzt des Bundesheeres der 1. und der 2. Republik.
So sei mir erlaubt mit den traditionellen Worten zu schließen: Es lebe der Jahrgang Kaiserjäger! Es lebe die Theresianische Militärakademie!
Laudatio für den Jahrgang Kaiserjäger von Oberstleutnant Dr. Andreas Steiger |