Andreas Reichsgraf Hadik auf Futak
"Hadik ante portas" - ein Aufschrei der Bewunderung des preußischen Hofstaates Friedrich II in Berlin wird es wohl gewesen sein, welcher dieser beim Anblick des österreichischen Offiziers Andreas Hadik und dessen Husarenregiments, von sich gab. Man erinnerte sich an den karthagischen Feldherren Hannibal, als dieser mit seinem Heer vor den Toren Roms erschien und von den Bewohnern mit den Worten „Hannibal ante portas“ empfangen wurde.
Mittlerweile schreibt man jedoch den 18. Oktober 1757 - das zweite Jahr des Siebenjährigen Krieges zwischen Preußen und Österreich. Bei jenem österreichischen Husarenoffizier handelte es sich um Feldmarschschallleutnant Andreas Hadik, der am 16. Oktober 1710 auf der Donau-Schüttinsel geboren wurde. Schon in jungen Jahren begann er sich mit militärischen und wissenschaftlichen Studien zu beschäftigen, wohl wissend, dass er schon damals die Offizierslaufbahn als Beruf wählen wollte.
Als der Krieg gegen das Osmanische Reich begann, galt es sein bisher in der Theorie erworbenes militärisches Wissen in die Praxis umzusetzen. 1732, er war gerade 22 Jahre geworden - finden wir ihn bereits als Kornett bei einem Husarenregiment wo er sich unter dem Kommando von Prinz Eugen erstmals bewährte. Im Feldzug gegen die türkische Armee war er in der Schlacht von Krotzka jener Offizier, der zuerst an den Feind herantrat und somit auf seine Tapferkeit aufmerksam machte. Als Anerkennung seiner militärischen Leistungen bei den Kämpfen im ersten Erbfolgekrieg am Rhein und in den Niederlanden gegen Frankreich und Preußen wurde ihm 1753 das Kommando für das 6. Husarenregiment übertragen. Seinen Husaren befahl Hadik am 11. Oktober 1757: „Wir unternehmen auf eigene Faust einen Streifzug nach Berlin. Befehl: Mitten durch von Elsterwerder über Luckau und Lübben, Richtung Königswusterhausen frontal in Berlin.“ Mit seinem Husarenregiment, verstärkt durch Infanterie und Artillerie, besetzte er nach heftigem Kampf gegen die regimentsstarken Garnisonstruppen am 16. Oktober 1757 Berlin. Hadik war sich wohl der Tatsache bewusst, dass sein Aufenthalt wegen der rasch heranrückenden preußischen Armee nur von kurzer Dauer sein konnte. Deshalb forderte und bekam er 235.000 Taler an Brandschatzungsgeld, - er hatte aber nie vor die Stadt niederzubrennen - 7 preußische Feldzeichen und als Souvenir für Kaiserin Maria Theresia 24 mit dem Stadtwappen verzierte Damenhandschuhe.
Nach 24 Stunden Belagerung zog er sich mit seinen Truppen und der beeindruckenden Beute aus Berlin zu den eigenen Linien zurück. Es waren preußische Truppen unter dem Kommando des Fürsten von Dessau und König Friedrich II mit der ganzen preußischen Armee, die in einer Zangenbewegung den geordneten Rückzug dieses Kleinkriegsunternehmens verhindern wollten. Allerdings ohne Erfolg. Am 23. Oktober 1757 gliederte sich Hadik mit seinem Verband wieder bei der kaiserlichen Truppe ein. Kaiserin Maria Theresia war nicht nur über die von Hadik überreichten Handschuhe, sondern auch von den Kontributionszahlungen sehr beeindruckt. Sie verlieh ihm für den „Ritt auf Berlin“ das Großkreuz des Militär-Maria-Theresien Ordens - verbunden mit der Erhebung in den Adelstand - und den Rang eines Generals der Kavallerie mit den Worten „Er ist mein Teufelsreiter“.
Lassen wir den ungarischen Militärshistoriker Arpad Marko in seinem Werk: „Ungarisches Soldatentum 895 - 1914“ über das für diese Zeit beispiellose Kleinkriegsunternehmen resümieren: „Die taktische Lösung des Berliner Streifzuges war mustergültig. Hadik schuf aber durch die Operation auch eine einmalige strategische Lage, die - wäre sie ausgenützt worden - dem Siebenjährigen Krieg eine andere Wendung gegeben hätte. Wären die Franzosen und das verbündete Reichsheer sofort aufgebrochen, als König Friedrich II unter dem Eindruck der Nachrichten aus Berlin die Heerestruppen nach Berlin sandte, hätte Maria Theresia diesen Krieg für sich entschieden. Der Frieden von Hubertusburg 1763 bestätigte die Niederlage Österreichs und den Verlust von Schlesien. Für General Andreas Hadik war das Kriegsende jedoch der Beginn einer beispiellosen Karriere.“
Als weitere Stationen seiner Tätigkeit seien hervorzuheben: Das Kommando über die Reichsarmee in der Schlacht bei Freiberg 1762, 1763 Gouverneur der Festung Ofen, 1796 Präsident des Karlowitzer Kongresses, 1772 anlässlich der 1. Teilung Polens königlicher Kommissär in Galizien und Generalkommandant von Siebenbürgen, 1774 Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrates, 1776 die Ernennung zum Reichsgraf und 1778 im bayerischen Erbfolgekrieg Befehlshaber der österreichischen Hauptarmee. Nach dem Friedensschluss oblag ihm bis 1790 als Präsident des Hofkriegsrates die Führung der gesamten kaiserlichen Armee. Es war der Höhepunkt seiner Karriere. Die Bedeutung dieser Funktion kann man daran ermessen, dass zuvor ein ungarischer Staatsbürger nicht einmal als Berater dieser Behörde in Erscheinung treten durfte. In dieser Funktionsperiode erwarb er einen Besitz in Baumgarten im Wiener Bezirk Penzing und die Herrschaft Futak im ehemals ungarischen. Heute findet man Futog bei Novi Sad.
Obwohl Präsident des Hofkriegsrates ließ er sich nicht nehmen, 1789 das österreichische Heer im Kampf gegen die Türken zu befehligen. Eine militärische Karriere - und der Lebenskreis schien sich hier zu schließen - war es doch sein erster Kampfeinsatz als Offizier gegen die Türken gewesen, der am Anfang seiner beispiellosen Laufbahn stand. Schwer erkrankt - mittlerweile war er im 80. Lebensjahr - musste er noch vor der Einnahme Belgrads durch die kaiserlichen Truppen nach Wien zurückkehren, wo er am 12. März 1790 starb. Es wird zu hinterfragen sein, was ist geblieben von diesem vorbildhaften Offizier und großartigen österreichischen Feldherren?
Seine hervorragenden militärischen Leistungen bei 21 Feldzügen und die von ihm verfasste Dokumentation mit den Lehren und Grundsätzen der Kriegskunst. Diese detaillierten Aufzeichnungen waren für viele Offiziere der Leitfaden ihrer persönlichen Führung im Gefecht. Seine Vorgesetzten hoben die Eigeninitiative, Tapferkeit, Verantwortungsfreude und Disziplin Hadiks in dessen Dienstbeschreibungen besonders hervor.
Diese Eigenschaften zeichneten ihn nicht nur im 1. und 2. Schlesischen Krieg, im österreichischen Erbfolgekrieg, im Siebenjährigen Krieg, im bayrischen Erbfolgekrieg, sondern auch in den Feldzügen gegen die türkische Armee aus. Er hat es nicht nur beherrscht, einen kleinen Verband zu führen, sondern als Präsident des Hofkriegsrates die gesamte kaiserliche Armee.
Seine Führungsqualitäten wurden durch die Einnahme von Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wobei die Übergabe der Stadt symbolisch mit dem Überreichen des Stadtschlüssels vollzogen wurde. Verewigt ist dieser Augenblick durch ein Sgraffito an der Hausmauer Hadikgasse Nr. 172 im 14. Bezirk der Stadt Wien. Beim Haus mit der Adresse Hadikgasse Nr. 190 kann man auch die Reste jenes Schlosses erkennen, welches er aufgrund der Einnahme von Berlin erhielt. Die Bundeshauptstadt hat durch die Benennung der Objekte Hadikgasse, Hadikpark und Hadikschlössel diesen berühmten österreichischen Offizier nachhaltig verewigt - sichtbare Zeichen der Anerkennung und der Erinnerung. Das österreichische Husaren-Regiment Nr. 3 der kaiserlichen u. königlichen Armee erhielt 1888 seinen Namen. Das Bundesheer der 2. Republik verewigt diesen Kavallerieoffizier durch die Benennung der Kaserne in Fehring in „Hadikkaserne“.
Ein bildliches Zeichen der Erinnerung stellt auch jenes Gemälde von Hadik an der Seite neben der Darstellung der Gründerin der Militärakademie Maria Theresias im Rittersaal dar.
In der Schlacht von Kolin am 18. Juni 1757 zum ersten Mal verliehen, wurde ihm als 4. Offizier das Großkreuz des Militär-Maria Theresienordens überreicht. Bei genauerer Betrachtung erkennt man wohl, dass sein Antlitz einen gewissen Stolz ausstrahlt. Nicht nur deshalb, da er Namensgeber für einen Jahrgang an der ehrwürdigen Alma Mater Theresiana geworden ist, sondern auch deshalb, da es der 4. Jahrgang in Folge sein wird, der als Magister der militärischen Führung die Theresianische Militärakademie absolvieren wird. Husaren vor! |