Feldmarschall Franz Conrad Graf von Hötzendorf
Feldmarschall Franz Graf Conrad von Hötzendorf (geb. 11. November 1852 in Penzing, gestorben 25. August 1925 in Bad Mergentheim) trug von den Generalstabchefs der am Ersten Weltkrieg beteiligten Mächte am längsten die Last seines Amtes.
Der aus der Infanterie hervorgegangene Generalstabsoffizier zeigte frühzeitig hohe Begabung nicht nur für taktische Probleme, sondern auch für wissenschaftliche und politische Fragen. Als Lehrer an der Kriegsschule und Regimentskommandant in Troppau vertrat er die Ansicht, dass die reine Abwehr im modernen Krieg keine Chancen hätte, sondern der Angriff und womöglich die Umfassung den Sieg herbeiführen müssten. Durch Erzherzog Franz Ferdinand gefördert, seit 1906 mit einer kurzen Unterbrechung Chef des Generalstabes, sah Conrad den möglichen Kriegsfällen, vor allem mit Russland, mit großer Besorgnis entgegen und war besonders misstrauisch gegen die italienischen Verbündeten. Daher forderte er den Aufbau der Reichsbefestigungen namentlich auf der Hochfläche von Folgaria, Lavarone und den Ausbau einer Hochgebirgstruppe, der späteren Kaiserschützen. 1914 trafen seine schlimmsten Befürchtungen – Conrad hatte immer bei den Krisen 1908, 1912/13 auf ein präventives Vorgehen gedrängt – ein. Ohne die versprochene deutsche Hilfe musste er im Osten die russischen Armeen aufhalten, wobei ihm dies unter schwierigsten Verhältnissen und schwersten Verlusten gelang, allerdings war das aktive Heer
1915 nach dem Durchbruch bei Gorlice nur mehr ein Torso.
An der italienischen Front bewährte sich seine Voraussicht, da die Festungslinien ein Jahr das Vordringen der italienischen Heersäule gegen Trient und Südtirol aufhielten. Nicht reibungslos war seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Generalstab, aber auch mit den Zivilbehörden. Seine Vorstellungen von der Innenpolitik, ja die manchesmal selbstherrliche Vorgangsweise des Armeeoberkommandos schufen ihm viele Feinde. Die im Mai 1916 durchgeführte Offensive in Italien, im Sinne seiner Lieblingsidee über die Hochfläche der Sieben Gemeinden, scheiterte trotz mancher Anfangserfolge.
Am 27. Februar 1917 wurde Conrad zum Marschall befördert, jedoch als Chef des Generalstabes enthoben und übernahm auf Bitte des Kaisers das Heeresgruppenkommando in Tirol. Bei der letzten Offensive im Juni 1918 versuchte er wiederum mit unzulänglichen Mitteln den Vorstoß in die venezianische Ebene.
Am 14. Juni 1918 seines Postens enthoben, zum Oberst aller Garden ernannt, erlebte Conrad den Zusammenbruch des alten Österreich in Verbitterung, die auch in seinen hinterlassenen Erinnerungen, die Stückwerk geblieben sind, mitschwingt. Zweifellos hat manche kritische Stimme die Maßnahmen Conrads im Jahre 1914 nicht gut geheißen, vor allem die Angriffstaktik ohne richtige Kalkulation der Feuerkraft. Aber mit den Mitteln seiner Zeit hat er die tödliche Gefahr im Osten gebannt und dadurch den Zusammenbruch der Donaumonarchie um Jahre hinausgeschoben.
o. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Jedlicka
Hptm d. Res. |