Namenspatron - Graf Salm


Niklas Graf Salm

„Außer Marchegg steht ein alter Bau, der Salmhof, bei dem es zur Nachtzeit nicht geheuer ist. Droht dem Lande Gefahr, so zucken vor dem Gutshofe gespenstische Flammen auf und erschrecken jeden, der dort vorbei muss. Zuweilen dringt das Gemurmel vieler Stimmen an das Ohr des nächtlichen Wanderers. Lässt sich aber dumpfes Waffengeklirr und wildes Pferdegestampf vernehmen, so erscheinen im Vollmondlichte silberne Ritter in blanker Rüstung und stürmen aus dem alten Gemäuer gegen Sonnenuntergang. Da sagen die Leute, Graf Salm befehlige wieder seine tapferen Kürassiere und ziehe gegen die Türken. Jedoch mit dem Schlachtruf: „Rettet Wien!” verklingt dann der schauerliche Kriegslärm. Manchmal sieht man auch, wie vier Männer einen Sarg den Todererweg zur Salmau hinabtragen. Sie verscharren ihn dort unter einer alten Zitterpappel und kehren den Weg wieder zurück, den sie genommen.” (Pöttinger)

Der Verteidiger Wiens während der ersten Türkenbelagerung 1529 hat zwar seinen Platz in den Volkssagen gefunden, aber ist im öffentlichen Bewusstsein durch Ernst Rüdiger Starhemberg zu Unrecht in den Hintergrund gedrängt worden.

Niklas Graf von Salm wurde im Jahr 1459 auf Niedersalm in den Vogesen geboren. Er war bereits im Jahre 1476 in habsburgischen Diensten an der Schlacht von Murten gegen Karl den Kühnen von Burgund beteiligt. In den folgenden Jahren diente er erfolgreich unter Maximilian I. gegen die Türken, in Flandern, Ungarn, Istrien und vielen anderen Orten, wohin ihn sein Herr schickte. Als Lohn für seine treuen Dienste wurde er Statthalter in Oberund Niederösterreich. In den Jahren 1522 und 1523 organisierte Salm die Verteidigung der steirischen Grenzgebiete gegen die Türkeneinfälle.

Bei der Schlacht von Pavia, Februar 1525, war er an der Gefangennahme Kg. Franz I. von Frankreich beteiligt, indem er das Pferd des Königs niederstach und damit die Gefangennahme erst ermöglichte. Im Alter von 65 Jahren! Im selben Jahr erreichte Salm schnell eine Niederschlagung des Bauernaufstandes in der Obersteiermark, der die Kriegsführung gegen die Türkengefahr gefährdete. Nach Beendigung der Befriedung zeichnete er sich durch Maßhalten aus, indem er vor allem Geldstrafen und kaum Kapitalstrafen verhängte. Zehn Jahre zuvor während des Großen Windischen Bauernaufstandes wurden hingegen 161 Aufrührer hingerichtet.

Im Jahre 1526 wurde er zum Obersten Feldhauptmann wider die Türken bestimmt. Er bestritt siegreiche Gefechte gegen den ungarischen Gegenkönig Johann Zapolya, der den türkischen Sultan als Verbündeten gewinnen konnte (Sieg bei Tokaj am 27. September 1527). Die angespannte finanzielle Lage Ferdinands ermöglichte Salm nur eine geringe Anzahl an Truppen. Nachdem die Lage in Persien, wo innere Unruhen die Anwesenheit des Sultans notwendig machten, unter Kontrolle gebracht wurde, zog Sultan Süleyman II. der Prächtige mit 150.000 Soldaten, Tross miteingerechnet, gegen Wien. In der Annahme, dass die Einnahme eine Frage weniger Tage wäre, brüsteten die Türken sich: „Am dritten Tag werden wir hinter Euren Mauern frühstücken.” Eine Annahme, die angesichts des allgemeinen Verteidigungszustandes Wiens nicht verwunderlich war.

Einen Tag vor dem Herannahen des Türkenheeres, am 25. 9. 1529 ließ Salm die Vorstädte Wiens niederbrennen, um den mehrfach überlegenen Feinden keine Deckungsmöglichkeiten zu bieten und freies Schussfeld zu haben. Die Verteidigungsanlagen Wiens bestanden zu diesem Zeitpunkt aus einer 4,5 km langen Ringmauer aus dem 13. Jh., die noch vor der Einführung der Artillerie erbaut wurde und dazu noch erneuerungsbedürftig war. Der Stadtgraben war zusätzlich mit Abfall eingeebnet und musste erst freigelegt werden.

Die Angaben über die Stärke der Verteidiger gehen auseinander. Man findet Angaben über 8000 Knechten und 1700 gepanzerten Reitern, oder auch 2600 Reiter und 10.000 Fußsoldaten, dazu kamen noch bewaffnete Bürger. Von den dienstpflichtigen Bürgern, die insgesamt die Zahl von 3500 ausmachten, blieben aber nur 400 in der Stadt. Die Stadt widerstand 18 Angriffen. Es kam zu einem erbitterten Minenkrieg. Die Verteidiger hatten Gefäße mit Wasser auf die Mauerkronen gestellt, um Erschütterungen durch unterirdische Arbeiten der Türken ausmachen zu können. Sie setzten Tiroler Bergknappen ein, um Gegenminen zu graben. Die Türken konnten trotzdem ver- schiedene Mienen zur Explosion bringen. Am letzten Tag des türkischen Ansturms, dem 16. Okt. 1529, versuchten die Türken durch eine 83 m breite Bresche in der Nähe des Kärntner-Tores einzudringen. Während dieses Ansturms wurde Salm durch einen herabfallenden Stein der rechte Schenkel zertrümmert. Er ließ sich davon aber nicht bremsen und befehligte von der Bahre aus weiter. Am 18. Oktober 1529 verließ die türkische Nachhut Wien. Und so konnte Salm mit Recht den Türken zurufen:

„Euer Frühstück wird kalt!” Salms Truppen stießen nach Ungarn vor und konnten Raab, Komorn und Gran wiedererobern. Die geringe Zahl verhinderte weitere Aktionen. Salm bat am 24. März 1530 Ferdinand I., der nach Innsbruck geflohen war, um Befreiung von seinem Amt als Oberster Feldhauptmann, da sich an seinem Bein Brand entwickelte („So ich aber des schadens halber, so ich inn der belegerung [von] Wien [...] an einem schenkel empfangen, und das mir derselb [bei] den zug gen Gran vast erfrorn, und zur böserung geschickht unst gemeld haubtmannschaft nimmer vor sein khan [...] sondern grösslich mein notturft erfordert, das ich [...] anhaims beleib.“). Ferdinand bat ihn noch eine Zeit lang in seinem Amte zu verbleiben. So starb Niklas Graf von Salm am 4. Mai 1530 als Oberster Feldhauptmann auf seinem Stammsitz Schloss Salmhof bei Marchegg.

Sein Hochgrab, das von König Ferdinand I. in Dankbarkeit gestiftet wurde, befand sich ursprünglich in der Dorotheerkirche. Seine Gebeine wurde im Zuge der Schließung und Entweihung dieser Kirche 1787 unter Joseph II. in einem anonymen Massengrab verschalt. Das Hochgrab fand nach Umwegen seinen Weg in die Votivkirche, wo es heute in der Salmkapelle steht.

ObstdhfmD Mag. Dr. Andreas Steiger, MSc