Namenspatron - Flitsch Tolmein


Flitsch Tolmein

Die am 18. August 1917 begonnene 11. Isonzo-Schlacht, mit einem ungeheuren Menschen- und Materialeinsatz, brachte bedenkliche Krisen, vor allem einen Einbruch der Italiener in der Hochfläche von Bainsizza-Heiligengeist mit der Möglichkeit, bei der nächsten Schlacht den Durchbruch auf LAIBACH und die Umfassung von Triest vollenden zu können.

Unter dem Eindruck der ungeheuren Verluste der österreichisch-ungarischen 5. Armee in der 11. Isonzo-Schlacht (10.000 Tote, 45.000 Verwundete, 30.000 Vermisste und 20.000 Kranke), entschloss sich das österreichische Armeeoberkommando, die „Blutmühle” am Isonzo angesichts der schwierigen Materialsituation (75 % der Geschütze waren bereits völlig ausgeschossen), aber auch unter Hinblick auf die Reserven, zu einem Gegenangriff.

Vorgesehen war, nach einer Idee, die bereits 1916 der damalige Oberstleutnant im Generalstabskorps und Italien-Referent des AOK, Karl Schneller – später General des Österreichischen Bundesheeres –, entwickelt hatte, aus den Räumen Flitsch-Tolmein die italienischen Kräfte am oberen Isonzo zu „packen” und zumindest bis zum Tagliamento zurückzudrängen und damit die Isonzo-Front nach dem Süden aufzurollen. Die Beistellung deutscher Truppen (14. kaiserlich-deutsche Armee unter General der Infanterie Otto von Below) wurde nach langem Zögern Ludendorffs, der den italienischen Kriegsschauplatz immer als nebensächlich ansah, genehmigt, wobei allerdings die rasche Rücknahme nach dem Gelingen der Offensive vorgesehen war. Die Bedeutung der deutschen Truppenhilfe lag vor allem in deren starker Ausstattung mit Gasbatterien, wobei die im Bereich des Beckens von Flitsch eingesetzten Werfereinheiten eine entscheidende Rolle spielten.

Die Kühnheit des Angriffsplanes basierte auf zwei Voraussetzungen: Antransport der Truppen über nur zwei Aufmarschstraßen (Predil – Tarvis – Flitsch und Mojstrovka-Pass) und entlang des Isonzos und die entsprechenden Versammlungsräume um Tolmein mit dem Brückenkopf für die deutschen Einheiten.

Die Großleistungen der Versorgung in der Geschützreichweite italienischer Batterien, namentlich im Becken von Flitsch, aber auch bei Tolmein, waren einmalig. Der Durchbruch erfolgte im Talbecken von Flitsch durch das österreich-ungarische I. Korps unter G. d. I. Alfred Krauss, zusammengesetzt aus hervorragenden alpenländischen Truppen, darunter an der Spitze Kaiserschützen und Kaiserjäger, unterstützt durch die deutsche Jägerdivision und die wichtigen Gaswerferbatterien, während umgekehrt sehr starke deutsche Truppen, unterstützt durch das österreichische XV. Korps, vom Süden nach Nordwesten aus dem Raum Tolmein angriffen, um damit nach Über- windung von drei bis vier italienischen Riegelstellungen in allgemeiner Richtung auf die italienische Ebene vor Civi dalle Udine sich zu vereinigen und die italienische Isonzo–Armee vom Süden her abzuschneiden. Trotz Regenwetters gelang nicht nur am 24. Oktober 1917 das Gasschießen bei Flitsch, die Ausschaltung der italienischen Kavernenbatterien und der Durchbruch über den gefürchteten Stol-Rücken, sondern auch der Durchbruch der vereinigten deutschen und österreich–ungarischen Truppen aus dem Tolmeiner Brückenkopf in Richtung des Natisone-Tales und damit die Vereinigung der beiden Stoßkeile in Richtung UDINE, das am 28. Oktober bereits in die Hände der Verbündeten fiel.

Der Rückzug der italienischen Truppen machte nicht erst am Tagliamento halt, sondern am „Schicksalsfluss des Vaterlandes”, dem Piave. Die ungeheuren Verluste des Gegners, von einer unterlegenen österreich-ungarischen – deutschen Kraft herbeigeführt, unterschieden sich von den geringen Verlusten auf österreichischer Seite. Allerdings scheiterte diese große Offensive an der kurzsichtigen Einstellung der deutschen obersten Heeresleitung und an manchem Unvermögen auf österreichischer Seite, den Bewegungskrieg fortzusetzen.

Die deutschen Truppen wurden an die Westfront transportiert, und Italien konnte mit kräftiger Hilfe der Verbündeten, aber auch unter beispielhafter Reorganisation seiner Streitkräfte, am Monte Grappa bereits im November/Dezember 1917 eine Verteidigungslinie aufbauen.

Trotzdem war die Schlacht von Flitsch– Tolmein der größte Sieg der alten österreich-ungarischen Armee und ihres Verbündeten vor dem Untergang des alten Reiches.